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Er von V. 24 an nur des kleinen Kreises zu gedenken, aber nur scheinbar. Sein Blick verengert sich deshalb, weil Er dem Ziele näher sieht. Er sieht die Seinen einziehen auf dem schmalen Wege durch die enge Pforte. Aber je schmäler der Weg und je enger die Pforte, desto brünstiger, energischer wird Sein Gebet. Es ist nicht mehr das Gebet des Hohenpriesters, sondern des mit königlicher Machtfülle Ausgerüsteten, von diesem „Ich will“ an – im Griechischen lautet das Wort noch stärker – beginnt Seine königliche Herrschaft über die, welche Er durch hohepriesterlichen Dienst Sich erkauft hat. Indem Er sie einziehen sieht durch die Thore, will Er Sein königliches Prärogativ (Vorrecht) an ihnen zur Geltung bringen und sie in königlichem Schmucke Seinem himmlischen Vater vorstellen. „Ich will es, Ich bin fest entschlossen, keines derer verloren gehen zu lassen, so lange es auch nur mit einer Faser seines Seins an Mich sich anschließt.“ Es liegt in diesem „Ich will“ solche Fülle von Trost, daß wir sie auf dieser Welt nicht mehr auskünden können. Unser Blick ist gehemmt; wir wissen nicht, wie Ihr Ergehen sein wird. Sie können die treuesten Wünsche und ernstesten, heißesten Gebete für Sie durch einen einzigen Akt Ihres Willens zunichte machen. Sie haben, wie wir alle, das furchtbare Vorrecht, alle Fürbitten zu durchkreuzen, alle Gebete zu vernichten. Sie können trotz des Diakonissenkleides den breiten Weg gehen, an dem kein Ziel ist. Sie können gezwungen werden, zu leben, wo Sie rufen möchten: „Ihr Berge fallet über uns, und ihr Hügel decket uns.“ Aber so Mark und Bein durchschneidend dies furchtbare Vorrecht ist, so fest ist auch der Trost: „Ich will“, Ich bin fest entschlossen, zu ihnen zu halten, solange sie auch nur mit einem einzigen Hauch Mich meinen, wenn der letzte Schimmer eines Gedankens Mir gehört. Er läßt das arme Seufzen eine Macht sein, welcher Er Seine königliche Macht vermählen will. Wenn wir auch von Ihm irre gehen, wenn’s auch durch viel Verfehlungen und Winkelzüge geht, solange noch ein einziger Gedanke Ihm gehört, ein einziger Schlag unseres Herzens Ihm vermeint ist. Er wird nach den Worten des 1847 † großen Vinet (Genf) „dieses arme letzte, beinahe unhörbare