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dagegen bin, daß man an Predigten mäkele, so möchte ich doch mahnen, die Augen offen zu halten, daß man nicht die Schale statt des Kerns nehme. Die Predigtbücher von Hofacker, Harleß, Löhe, Caspari (Seybold viel zu wenig bekannt) genügen vollkommen. Nicht vielerlei, sondern viel! Unser Leben fähret schnell dahin und enteilt, und wir haben nur ein einziges Mittel, es festzustellen, das ist Sein Wort. Senken Sie Sein Wort in die flüchtigen Tage Ihres Erdenlebens ein. Lassen Sie dieses Sein Wort, den Augenblick beherrschen, und Sie fesseln den Augenblick. Eins ist not, das eine aber ist, in Ihm leben und Seine Herrlichkeit lieben.

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 „Ich in ihnen und Du in Mir, daß sie vollkommen seien in eins.“ Das sind die unauflöslichen Bande, nicht unter ihnen, in ihnen und zwar in jedem einzelnen in wunderbarer, gesonderter Weise. Er hat Sich nicht geweigert, unser Bruder zu heißen. Er will Sich nicht scheuen, die Herrlichkeit, in der Er Sich eins weiß mit Seinem himmlischen Vater, zum Einigungspunkt auch mit uns zu machen. Er hat Sich als das Mittelglied zwischen GOtt und der Menschheit bezeichnet. Alle Gottesfülle und Gottesgedanken gehen durch Seine Vermittelung, durch Seines Wesens Mittlerschaft auf uns über. „HErr, was ist der Mensch, daß Du sein gedenkest und des Menschenkind, daß Du Dich sein annimmst,“ daß Du den durch seine Schuld entthronten König, den seiner Krone beraubten Menschen durch Deines Sohnes Verdienst zum Herrn gesetzt hast über alles? Wir sollen uns nicht in Ihm verlieren, wir sollen bleiben, die wir sind, aber so, wie jeder einzelne Sonnenstrahl wieder zurückeilt zur Sonne, von der er seinen Lichtglanz und Wert empfängt. Wir sollen Strahlen sein auf dieser armen Erde, die hinweisen auf die große Sonne, das große Licht der Zeiten, unsern HErrn. Ja. wir sollen als Strahlen der Sonne leuchten in einer umnachteten Welt, auf daß die Leute unsere leuchtende Gestalt sehen und unsern Vater im Himmel preisen. Wir sollen leuchten, und die Welt weiß, diese Strahlen stehen nicht für sich, sie weisen alle hin auf den Herd und Hort, auf den Vater des Lichts. In uns liegen jetzt schon alle Lebenskeime,