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muß mich stets im Schatten so ermatten, weil Du mir so ferne bist!“ „Zur Reis ist mir mein Herz sehr matt.“ Das gemeinsame Leiden in vertragender, vergebender Fürbitte muß uns mürbe machen auch in den kleinen Mißverständnissen des Lebens. Bei der Welt führen Mißverständnisse und Mißhelligkeiten zu endlosem Zwist. Christen müssen Mißverständnisse verstehen und aus ihnen herausgehen. Lassen Sie sich sehr treulich anempfohlen sein: Hüten Sie sich vor verstarrenden Mißverständnissen, deren Folgen Sie nicht mehr in der Hand haben. Glauben Sie gewiß, jeder Christ, der Ihnen wehe thut, der hat sich selbst zuvor am meisten weh gethan. Haben Sie Barmherzigkeit mit jeden, der Ihnen wehe thut, dann haben Sie die Fülle der Nachsicht, die nicht schwächlich ist, mit der Sie alles verzeihen können, aber auch alles. Unser HErr Christus hat die Mißverständnisse alle getragen. Im Evangelium vom Sonntag Estomihi erzählt Er den Seinen von Seinem ganzen Lebensgeheimnis, aber sie vernahmen der keines und war ihnen verborgen und wußten nicht, was da gesagt war.“ Die ganze Armut Seiner Jünger liegt hier, und wir hören kein einziges Wort des Tadels. Wie hat der Auferstandene die Schwachen und Thorheiten Seiner Jünger noch getragen auf dem Wege nach Emmaus! Wollen Sie die Mißverständnisse Ihrer Genossenschaft tragen, aber auch zur rechten Zeit aussprechen, ehe sie Ihnen zu schwer werden. Auch die allerderbste und ungeformteste Wahrheit ist besser als ein verheimlichtes Mißverständnis. Mißverständnis ist der erste Schritt zu Mißtrauen. Wir wollen andernteils auch, wenn wir Sie mißverstehen, Ihnen dienen mit ungeschminkter Wahrheit, die Sie vielleicht zuerst verletzt, aber nie anders als in der Liebe gemeint ist.

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 Einheit im Leiden, Einheit in der Herrlichkeit. Lassen Sie uns großartigere Menschen werden, denn klein sind wir von Natur gerade genug. Wovon wollen wir denn eigentlich leben? Was soll den Inhalt unsers armen Lebens bilden? „Gelobet sei GOtt und der Vater unsers HErrn JEsu Christi, der uns nach Seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung.“ Lebendige Hoffnung, weil täglich neue Herrlichkeit