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wir Seine Einheitsgedanken schwächen, trüben. „In notwendigen Dingen Einheit, in zweifelhaften, unwichtigen Dingen Freiheit, aber in allem die Liebe, in omnibus caritas.“ (Augustinus?) Wenn Ihr Mutterhaus Sie wieder entläßt in Ihren Beruf, dann entläßt es Sie in der Hoffnung, daß Sie eins mit ihm sind in dem Ideal. Wir wollen keine Schablonencharaktere, wir wollen nur solche, die auf Ihn geprägt sind, in Ihm geprägt sind und Ihm eingeprägt sind. Wenn Sie hinausgehen, so handeln Sie königlich frei. Wir wünschen und gönnen Ihnen die Freiheit, wir stellen Ihnen durch die Einsegnung den Freiheitsbrief aus; aber bestehen Sie in der Freiheit, damit Christus Sie befreiet hat. Ihm dienen ist die wahre Freiheit. Wenn Sie ein in Christo gebundenes Gewissen haben, können wir Ihnen den weitesten Spielraum lassen. Wir wollen nicht in Formen unser Heil finden, sondern in der Kraft Seiner Nachfolge. Wir wollen und wissen nichts anderes, als die Freiheit, zu der uns Christus befreiet hat. Wenn nur die ideale Einheit gewahrt bleibt, daß wir eines HErren Haus- und Reichsgenossen sind, eines HErren Werk treiben und einem HErren im Leben und Sterben angehören. Die Gnade wenn uns der HErr schenken wollte, daß aus Ihnen ein Stamm erwüchse, an dem keine Wurzel der Uneinigkeit. Es kann keine Hoffnung groß genug sein, die nicht gerade ich für Sie hegte, weil ich das Beste nicht Ihnen, sondern Ihm zutraue. Dann können Ihre Wege ganz merkwürdig in heiliger Freiheit und Mannigfaltigkeit gehen – Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie, die ist unser aller Mutter. Man muß nicht zu viel Nachdruck auf eine Uniformität legen, das ist nichts anderes, als Mißtrauen dem HErren Christo gegenüber. Er verleiht den Geistern eine heilige Vielgestaltung. Es ist keine unter Ihnen, die nicht ein Charisma hätte. Sie sollen nicht allein wissen, wo Ihre Schwäche, sondern auch, wo Ihre Stärke liegt.

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 „Auf daß sie alle eins seien“ in der alle Gegensätze überwindenden und überbrückenden Liebe. Die Welt soll erkennen, wie sie geliebt wird. Sie soll erfahren, Der diese Menschen geschaffen hat, der hat sie auch aus Liebe erlösen wollen, V. 22: „Ich habe ihnen die Herrlichkeit