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Fluch der Maske! Lassen Sie auch Ihre Kinder sich selbständig geben. Alles Aeußerliche ist wohlgethan, wenn es aus dem Drang des Herzens kommt. Wenn nicht, dann ist es Fluch und Lüge. Da giebts kein Mittelding. Suchen Sie die Kinder zu behüten vor allen Kräften der Verstellung. „Prüfe und erfahre, wie ich es meine.“ und „laß mich vom Schein durchdringen zum Wesen.“ Bei den Pharisäern war die Form ausgeprägt bis in die einzelnen Teile. Wenn GOtt uns strafen wollte, könnte Er uns sterben lassen an unsern Formen. Nehmen Sie es nicht leicht damit, sondern sehr ernst. (Satan kann auch in schönen Formen erscheinen. Martin v. Tours. Luther.) Es kann in der wunderbaren Ordnung unserer Gottesdienste, in der herrlichen Ordnung unseres Gebetslebens nichts anderes sein als der Arge. Wenn Sein Geist nicht daraus wehen würde, dann soll lieber alles zusammenstürzen. Gerade weil diese Lügen fein sind und so leicht ihr Gift in die Seele hineinstäuben, sind sie von so furchtbarer Bedeutung.

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 Heilige sie in Deiner Wahrheit, in der Wahrheit Deines Wortes. „Meinest du, daß des Menschen Sohn, wenn Er kommt, Glauben finde auf Erden?“ Er wird nur Glauben finden, wenn wir geheiligt sind in Seiner Wahrheit. Es ist ja nichts Schöneres, als unsere Symbolik: aber sobald sie eine nur fremd anmutende für Sie wird, werfen Sie dieselbe hinweg ganz und gar. Heiligen Subjektivismus müssen wir haben. „Ich will lieber ein Wort reden mit meinem Munde, als tausend reden mit Zungen, die mir nicht homogen sind.“ Heilige uns im Gegensatz zu dem, der uns entheiligen will, der uns hineinmengt in das Scheinwesen der Welt, in der reinen, klaren, lautern, durchsichtigen Wahrheit. Die Wahrheit erstreckt sich auf alle Gebiete, auch auf das gesellschaftliche. Lassen Sie uns da ganz keusch sein, nicht lügen im Verkehr, auch nicht im brieflichen Verkehr. Alles Formenhafte sollen wir uns abgewöhnen, wir sind zu gut für solches Zeug und Flitter. Wenn mich ein Besuch eines Menschen nicht gefreut hat, so sage ich nicht: „Es hat mich recht gefreut!“ Wenn es recht bei mir stünde, so müßte er mich ja gefreut haben. Nicht so viel machen