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Ihm können wir lernen, wie wir der Gefahr der allzugroßen Beliebtheit begegnen und sie dadurch beschwören, daß wir ein einziges Wort ungesprochen lassen, welches aber doch die Fülle des ganzen Lebens in sich schließt, und dies Wort heißt: Mit der Welt – „Wäret Ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb,“ – „Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch Ich nicht von der Welt bin.“

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 ER hat uns das Vorbild gelassen, daß Er ein einziges Wort ungesprochen gelassen hat, das Wort: „mit der Welt.“ Wenn wir aber viel zu schwach sind, „aus eignem Meinen und eigener Kraft den ernsten Gefahren zu begegnen, und wenn auch Sein Vorbild uns viel zu erhaben und zu ferne dünkt, als daß wir es in unser Leben hereinnehmen könnten, so soll das Gebetsleben, das Leben der Beschauung, uns dasselbe näher bringen. Die weisen Ordnungen unseres Hauses haben Ihnen die stillen halben Stunden verordnet. So kurz meine Wirksamkeit hier ist, so viele Klagen habe ich schon gehört, daß dieselben auf den auswärtigen Stationen so oft nicht können eingehalten werden. Es liegt auch nicht so viel an der Form. Die ist ja sehr heilsam; aber wo sie nicht möglich ist, da tritt St. Paulus ein mit seinem: „Betet an ohne Pause,“ betet an, ohne daß zwischen Euch und Euren Heiland etwas dringe. Das können Sie, wenn Sie sich den innern Umgang mit Ihrem HErrn wahren, wenn Sie im Herzen einen Raum haben, in sich hinabsteigen, sich in sich selbst vertiefen, sich zurückziehen in das Heiligtum des inneren Lebens, in welchem nur Ein Name sein darf. Das allein bewahrt vor der schweren Gefahr, das allein rettet aus der ernsten Not, das allein macht stark, Seinem Vorbild zu folgen. Und wenn Sie diese Gefahr erkannt haben und in täglichem und ungeschminktem Gebetsleben in Ihrem Herzen bewegen, dann, nur dann sollen Sie wirken mit dem ganzen Ernst einer wirksamen Persönlichkeit, wirken mit der ganzen Freudigkeit einer von Christo geheiligten Persönlichkeit, mit der Erhabenheit einer um das Urteil einer urteilslosen Menge sich nicht kümmernden Persönlichkeit. „Heilige uns, HErr, in Deiner Wahrheit“, in der Wahrheit Deines