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wenn sie auf engen Raum gebannt ist. Die römische Kirche hat eben vergessen, – weil nicht vermocht – ihren Klosterfrauen die Welt abzunehmen, ehe sie ins Kloster gehen. Noch einmal: je enger das Territorium, desto heißer wogt der Kampf, desto mehr umstritten ist unsere Seele. Wir haben auf unserem Posten auszuhalten, bis ER sagt: „Es mag genug sein!“ Wenn wir selbst uns aus der Welt begeben, dann sind wir daran schuldig, daß die Welt über das Christentum hinweg zur Tagesordnung geht. Wir sollen uns nicht nur so geduldet durch die Welt drücken, sondern unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat, und in der Herrschermacht dieses glaubensvollen Sieges wollen wir leben. Es giebt eine Bescheidenheit der Christen, die nichts anderes ist als Undank gegen den HErrn, Kreuzesflucht, Leidensscheu. „Wer Mich bekennet vor den Menschen, den will Ich auch bekennen vor Meinem himmlischen Vater, wer Mich aber verleugnet vor den Menschen, den will Ich auch verleugnen vor Meinem himmlischen Vater.“ „Wer sich vor Menschen scheut, der kommt zu Fall.“ (Wahlspruch von Harleß.)

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 Christen sollen der Welt zeigen: „Er hat ihnen Sein Wort gegeben.“ Er hat uns ausgerüstet mit den Gaben Seines Heiligen Geistes in der Taufe, sie bestätiget in der Konfirmation, wir sollen wirken mit dem anvertrauten Pfund. Alle diejenigen, welche nicht in der Welt stehen wollen, sind gleich wie jener Thor, der sein Pfund vergraben hat. Er hat wohl das Pfund von Motten und Rost zerfressen, zurückgegeben. Sie sind gesättigt worden von den Gütern Seiner Barmherzigkeit; sollen diese Güter als totes Kapital bei Ihnen liegen? Nein, nicht aus der Welt fliehen, sondern in der Welt bleiben. Im letzten Grund sind es doch wir Christenmenschen, welche die Welt retten. (Sodom und Gomorrha.) Wir halten an am Gebet, bis Er kommt. Wir verkünden als Herolde, als laut Hinrufende mit mächtiger Stimme Seinen Tod, den Tod des Todesüberwinders, bis Er sagt: „Gehet jetzt ein, es ist genug.“ Es ist eine wohlfeile Sache, über die Welt zu zetern. Wir leben in Seinem Sieg: Sein Sieg geht vorwärts. Seine Reichsgedanken müssen sich auswirken,