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Seele verdorben werden kann bis in die tiefsten Abgründe. Wer nicht selbst im Glauben steht, der bewahre wenigstens seine Lippen, wer selbst noch nicht geordnet ist, der kämpfe mit Ernst. Es gilt für die einzelne Kindesseele eintreten und nicht en masse arbeiten. Wo die Schule als Exerzierfeld für die Gaben und als Probierfeld für die Entwickelung des Charakters angesehen wird, da steht es falsch. Ja nicht die Aufgabe an der Schule als Mittel zum Glänzen auffassen, sondern als Anlaß zur tiefsten Demütigung. Wir nichts, und Er alles. Das Beispiel bestehe darin, daß die Kinder merken, über der Autorität des Lehrers steht die Autorität der Wahrheit. Nichts thörichter, als wenn ein Lehrer infallibel sein will. Wo wir gefehlt haben, sollen wir auch vor den Schülern bekennen. Dazu bedarf es freilich eines besonderen Taktes. Die Kämpfe gehören nicht vor Kinderseelen, aber das Resultat unserer Kämpfe, das sollen uns die Kinder abspüren. Sie sollen merken, daß wir zuerst vor Sein Angesicht uns gestellt, ehe wir vor sie getreten sind. Dann werden wir die Freude erleben, daß droben viele auf uns zueilen und sagen: „Durch des HErrn Gnade bist du mir ein Wegweiser worden.“ Lassen Sie uns besser werden, dann wird es besser sein. Es ist keine unter Ihnen, die nicht auch erziehliche Aufgaben hätte. Bei aller Erziehung gilt es: „Nicht viel Worte, aber viel Kraft! Nicht viel Expektorationen!“ Das heißt den Namen JEsu zum Ekel machen. Rührung macht Heuchler. Die Kinder sollen es uns ab- und anfühlen, wie uns Sein Erbarmen und Seine Gnade spürbar geworden. Lange Reden verstehen die Kinder nicht, aber das verstehen sie, was es heißt, ein Kind GOttes sein, und je kleiner die Kinder sind, desto besser verstehen sie das. Lassen Sie uns das kindliche Gemüt bewahren, das der HErr verlangt. Lassen Sie uns die Kinder lieben trotz ihrer Sünden und Gebrechen. Aber Gerechtigkeit und Barmherzigkeit! Ein schlechter Lehrer, der nicht auch strafen kann mit allem Nachdruck, mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit, aber nicht im Echauffement. Das Korrektiv muß immer die Züchtigung zur Gerechtigkeit sein.

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