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der HErr auch geführt haben. Bei dieser Praxis werden Sie sich selbst, Ihrem Mutterhause – und das wäre das wenigste – und Ihrem Heiland manches Schwere ersparen. Je mehr sie tragen, desto mehr wächst Ihre Tragkraft, wie auch am menschlichen Körper die Organe die kräftigsten sind, die am meisten ausgenützt werden. Erst wenn alles erschöpft ist, dann lassen Sie Gerechtigkeit walten; aber dann gerade aus, es ist ihre Pflicht.

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 V. 12: „Ich bewahrte sie. Ich wachte über ihren Seelen, und so ging auch keiner von ihnen zu Grunde, außer der, der sich Meiner Wachsamkeit entzogen.“ Wenn Er am Kreuze gebetet hat für alle Seine Feinde, die nicht wissen, was sie thun, so schließen wir daraus, daß wir nie genug hoffen können. Augustin sagt: „Auch unter den Feinden des HErrn Christi sind Freunde verborgen.“ Wollen wir stark sein im Hoffen! V. 12: „Mit wachsamem Auge habe Ich sie alle bewahrt.“ Können wir das von uns sagen? Lassen Sie uns das täglich erbitten, so erziehlich einzugreifen, daß durch unsere Schuld niemand verloren gehe. Wir werden die Namen nennen müssen derer, die uns befohlen waren, wir werden Ihm Rede stehen müssen. O daß keines uns an jenem Tage verklagen müßte und sagen: „Wärest du treu gegen mich gewesen in Barmherzigkeit und Gericht, so wäre es anders mit mir geworden.“ Uns liegt die ernste und nicht ernst genug zu nehmende Pflicht auf, so erziehlich einzugreifen, daß durch unsere Schuld niemand von diesen Geringsten verloren gehe. Das ist die eigentliche Barmherzigkeit, dieser heilige Respekt vor der Kindesseele, dieser Respekt vor einer innerlich hilflosen, unseren Einflüssen willenlos preisgegebenen Seele. Es liegt im Menschenherzen ein unberechenbarer Einfluß. Den haben wir nur auszuüben in Seiner Furcht. Lassen Sie uns vor allem bedenken, welche Macht unsers Wirkens im Vorbild liegt. Wie kann ein zerstreuter Lehrer aufmerksame Schüler, ein liebloser Lehrer liebevolle Schüler haben. Lassen Sie uns in allem die Schuld bei uns suchen. Was an Unordnung in der Schule, in der Genossenschaft ist, – an uns liegt es. „Ich will des HErrn Zorn tragen.“ Es ist etwas Furchtbares, daß durch ein einziges Wort eine