Seite:Hermann von Bezzel - Einsegnungsunterricht 1892.pdf/41

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dir ausgegangen, daß Du Mich gesandt hast.“ Wenn man hier nicht den Begriff Glauben lernt, so lernt man ihn überhaupt nicht mehr. Hier ist die ganze Skala aufgezeichnet, die zum Glauben führt: Ein freundliches, mehr passives Hinnehmen, dann ein innerer Erkenntnis- und Willensprozeß, der ausmündet in der felsenfesten Treue, die wir Ihm, dem Treuen, bewahren, die sagt: „Und wenn alles mir zuwider wäre, so will ich doch Dir vertrauen.“ „Und wenn, die ganze Welt spräch’ nein, Dein Wort muß doch gewisser sein.“ „Ihr seid Meine Freunde, so ihr thut, was Ich euch gebiete.“ Das ist das Geheimnis alles unseres Glaubens. Wie es gestern hieß: „Die Hauptsache ist, daß Christus ist,“ so jetzt wieder: „Es ist die Hauptsache unseres Glaubenslebens, daß wir uns mit Ihm eins wissen, mit Ihm fest vereinigt fühlen. So ist der Glaube schließlich völlige Inanspruchnahme sämtlicher Funktionen, geistiger, willentlicher und geistlicher (Kahnis). Wann kommt der Unglaube? Sobald eine jener Funktionen nicht genügend beschäftigt ist. Geist, Seele und Leib müssen hineingezogen werden ins Glaubensleben. „Euer Geist ganz, samt Seele und Leib“ müsse bewahrt werden im Glauben. Es giebt Leute, die im Herzen ferne von Christo sind, und die mit dem Verstande doch Christen sind. Es giebt Leute, die im Herzen Christen sind und doch keine rechten Christen, denn was hilft mich alles geistliche Leben, wenn mein Wille sich nicht beugt? Sehen Sie ins praktische Leben hinein: Petrus, da er verleugnete, war ganz gewiß mit dem Herzen bei Christo; aber der Wille war zu feig. Das Herz war ganz gewiß noch bei Ihm, sonst hätte ihn der HErr nicht wieder angenommen. Judas ist gewiß mit dem Verstande anerkennend zum HErrn gestanden, aber das Herz und der Wille war wider Christum, und er ist gefallen. „Wachet, stehet fest im Glauben, seid männlich und seid stark.“ Männlich sein, stark sein, innigen Gemütes sein, das ist Glaubensding. Wir hangen an Ihm, wir singen: „Herzlich lieb hab ich Dich, o HErr,“ – warum fahren wir weiter: „Ich bitt, wollst sein von mir nicht fern?“ Weil wir sehr wohl wissen, daß der HErr Christus einen energischen Glauben von uns verlangt. Das ist der