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auch die einzelne Schwester macht in ihrem Auftreten, Dienen und Handeln der Welt Zugeständnisse und nicht dem Weltheiland. Je mehr die Welt sich für diese Sache erwärmt, desto mehr werden die einzelnen Schwestern und die ganze Sache Gefahr laufen, zu werben um die Gunst der Welt. Das, was Ihrem Beruf die eigentliche Weihe giebt, wird mehr und mehr abgestreift, flüchtige Interessen, vergängliche Sympathien der Welt kann man nur erwerben, wenn man unvergängliche Interessen und heilige Rechte daran giebt. Der berufene Diener Christi hat von Seinem HErrn die heilige Pflicht erhalten, zu warnen, so lange es Zeit ist. Nehmen wir es ganz äußerlich: Die Sache wächst nach außen, neue Häuser bilden sich, ohne daß das Bedürfnis nachgewiesen wäre, wie durch einen warmen Frühregen, so kommt die ephemere Existenz eines Hauses zum Vorschein. Aeußerlich genommen wächst die Sache mächtig, aber nicht darum, weil die Forderungen strenger würden, die Ansprüche wüchsen, sondern weil man den an sich engen Weg etwas verbreitert und die schmale Pforte erweitert. Die römische Kirche verschärft die Forderungen an ihre Schwestern; die Neugründungen der römischen Kirche haben strengere Askese; dort füllen sich die Häuser trotz der wachsenden Strenge, bei uns wegen einer gewissen Laxheit, wem hier nicht die Augen aufgehen, dem ist überhaupt nicht zu helfen, wer hier nicht merkt, wo die Gefahr ruht, der merkt überhaupt nichts mehr. Das wollen wir uns sehr ernstlich gesagt sein lassen, darin liegt unsere Gefahr, daß wir die Diakonissensache verallgemeinern, daß wir das Feuer, welches der HErr auf dem Altar angezündet hat, in die Welt hinaustragen, ohne daß es genügend geschützt wäre. Die Einfachheit und der Ernst, welcher die Sache bisher getragen hat, muß bleiben und noch mehr verschärft werden. Mein Ideal ist, daß unsere Schwestern immer mehr mit ernstem Blick der drohenden Gefahr entgegensehen und die Fehler, die sie selbst begangen haben, um diese Gefahr heraufzubeschwören, erkennen und sie überwinden.

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 Unsere Sache soll nicht als eine von der Welt begrüßte und getragene, sondern nur als eine von der Welt