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fleischgewordenen Wortes gegenüber dem Schriftworte! „Ich habe Dein Wort bewahret!“ Diesen Gesamtrespekt vor der hl. Schrift in ihrer Universalität müssen Sie sich wahren. Es wird eine Zeit kommen, wo man das Wort wieder meistert und es teuer werden wird im Lande. Man hat es zu lange gut gehabt. Amos 8, 11: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HErr, HErr, daß ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot, oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des HErrn zu hören.“ Diese Zeit kommt. Sie an Ihrem Teil, in Ihrer bescheidenen Sphäre, in dem Berufskreis, in den Sie der HErr gestellt hat, speziell Sie, denen Kinder anvertraut sind, haben die Aufgabe, mit allen Kräften die Ehrfurcht vor dem Worte GOttes zu erhalten, das allein Rettung in schweren Zeiten giebt. Diese Ehrfurcht muß gesund und nüchtern sein, nur kein Enthusiasmus dem Worte GOttes gegenüber. Diese Schwärmer fallen dahin, „eine zeitlang glauben sie, und zur Zeit der Anfechtung fallen sie ab.“ Wir müssen das Wort GOttes nicht als etwas außer uns, sondern als etwas in uns Ruhendes, in unser Leben hinein Gewirktes ansehen. Je mehr wir uns dann in die göttlichen Wahrheiten vertiefen, desto mehr werden wir inne werden, daß die Schrift allein die Gewalt hat, den Abgrund zu schließen, der sich immer mehr öffnet, daß sie allein imstande ist, ein durch Scheingüter betrogenes Geschlecht zu retten. Haben Sie Mitleid mit Ihrem Volk, mit Ihrer Kirche: Mich jammert des Volks, daß sie sollen ungegessen von dannen gehen.“

„Dein Wort sei meine Speise,
Bis ich gen Himmel reise.“

 Nehmen Sie diese Speise und brauchen Sie dieselbe auch für andere.

 Lassen Sie mich noch einen Augenblick auf die Askese im allgemeinen eingehen: Bewahrung des Worts in der richtigen Mäßigkeit, Nüchternheit, heilmäßigen Gestalt. „Fasten und leiblich sich bereiten, ist wohl eine feine, äußerliche Zucht,“ aber eine Zucht, die man nicht verwerfen soll, die für eine ganz bestimmte, schlimme Mischung unseres Lebens heilsam ist. Es giebt ein