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Ihn erkennen heißt Ihn lieben. Darum muß der innere Gebetsumgang mit GOtt scharf betont werden. Ich komme hier auf die Frage des Gebetsumgangs mit Christo. (Etliche Schriften zu empfehlen: Monrad, aus der Welt des Gebets, Vortrag von Cremer; Lemme: Gebet des HErrn.) Die Gefahr des Gebets gerade bei Ihnen liegt auf der Hand: Das ‚viele Worte machen‘ und ‚lange Gebete‘ setzt große Kraft voraus, die nicht jeder zu haben braucht und nicht haben muß und kann. Wenn ich die Entscheidung zu treffen habe, welches Gebet das bessere sei, kurz oder lang, so lege ich auf kurz den Nachdruck. Das größte Gebet, das uns unser HErr Christus gelehrt hat, ist ein kurzes. Das bricht der Wahrheit nichts ab: „Betet ohne Unterlaß.“ Ich möchte den Nachdruck darauf legen: bei JEsu bleiben. Sie haben nicht immer die Zeit, in wohlgesetzter, formulierter Rede zu beten, reden Sie frei mit Ihm, wie die lieben Kinder mit dem lieben Vater, nicht auf deutsche Grammatik achtend. Reden Sie Ihm nichts vor, was Sie selbst nicht glauben. Wenn Sie veranlaßt sind, frei zu beten, dann thun Sie es mit Anlehnung an die Worte der Kirche, an das Wort der Schrift, dem Vorgange Ihres Heilandes getreu, der in Seinen letzten Stunden auch Psalmworte betete. Mit großem Ernst betone ich die Kürze des Gebets; das Gebetsleben krankt, wenn es ein Empfinden wird, vor GOtt keine künstlichen Reflexionen anstellen! Nicht in den Fehler der Tagebücher verfallen, die reflektieren da, wo sie berichten sollen. Das Gebet sei keusch! Wir haben einen barmherzigen Hohenpriester, darum dürfen wir mit Redefreiheit zu Ihm kommen, aber mit der Redefreiheit, die nichts weiß, als: „Ich bin ein armer, verlorner Mensch, und Du bist mein ewiger Erbarmer.“ Ich bin mißtrauisch, skeptisch, wo ich lange, freie Gebete höre. Anfängern giebt man nicht feste Speise, und wir bleiben schließlich immer nur Anfänger. Das Thema Ihres Gebetslebens sei ein gesundes, normales. Wir müssen unser ganzes Sein eintauchen ins Meer der Ewigkeit, man muß es uns anmerken, um Morgen und am Abend, daß wir ein erfrischendes Bad in Seiner Gnade genommen haben – man muß es unserm ganzen Wandel