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vielleicht nach dem alten Grundsatz, daß Extrem auf Extrem folgt, nicht allzufern, wo die Welt sich lediglich beobachtend verhält, ob Sie so dienen können, wie unser HErr Christus gedient hat. Es wird eine Zeit kommen, und ich glaube, ich sehe recht, daß sie nicht allzufern ist, wo eine Menge Häuser mit Dienerinnen der sogenannten Barmherzigkeitsübung entstehen werden, die manches weit besser können werden, als Sie, denn sie werden bloß technisch gebildet. Wehe uns, wenn wir bloß technisch ausbilden würden! Die Zeit wird kommen, wo sich die Frage erheben wird zwischen technischer Ausbildung und christlicher Ausbildung. Es wird die Zeit kommen, wo speziell unser Mutterhaus, vielleicht auch mit durch unsere Schuld, von einem Gebiet nach dem anderen verdrängt wird, und man uns nur noch übrig läßt, was die Welt nicht mag. Man wird uns die Schulen nehmen, überhaupt jegliche Kindererziehung, die Krankenpflege zum Teil, man wird uns nur noch übrig lassen den Abschaum der Menschheit, die Pflege der Elendesten, der Idioten, der sittlich Gefallenen, der Krüppel. Da werden wir der Welt ein Schauspiel, ob wir Ihm dienen wollen, Ihm in Seinen Armen und Elenden, und dann wollen wir uns freuen mit unermeßlicher Freude, nicht, weil es uns leicht würde, sondern es wird uns bitter hart und sehr leid sein, dies Scheiden wird durchs Herz gehen, aber mit Ihm können wir es, und sollen wir es und sagen: „Jetzt sehen wir, daß wir Deine Nachfolger sind.“ Ehe der HErr unsere Diakonissensache, die Sache am hiesigen Orte, ehe Er Sie und mich verklären kann, muß Er uns noch weit tiefer ins Leiden hineinführen. Er wird uns nehmen alle liebgewordenen Pläne, Hoffnungen, Arbeitsgebiete – es ist der HErr, Er thue, was Ihm wohlgefällt. Aber aus diesem Beraubtsein heraus kommt das „die Stunde ist da.“ Wann? Wenn das Leiden auf seinen Höhepunkt gekommen, wenn schwere, unerträgliche Lasten, unermeßliche Leiden hereinbrechen, dann ist die Stunde der Verklärung gekommen. Zum Schluß zwei Gebetsworte: Das erste von Melanchthon, das er bei jeder Vorlesung seinen Schülern vorgebetet: HErr, gieb, daß ich möge zeigen, wie so