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Verhaltungsmaßregeln aus der Schrift ziehen; dann wäre zersplittert, was der HErr ganz haben will. Wir sollen Ihn in Seiner Ganzheit, Abgeschlossenheit auf uns wirken lassen, als den Sieger über alles. Die Schrift erspart uns nicht das eigene Nachdenken, wir sollen nicht einzelne Stichworte suchen, es ist das sehr bequem, aber so beginnt man das, was der Apostel Zerteilung Christi nennt, und das ist Sünde: Christus wird nicht zerteilt. Lassen Sie Ihn in Seiner Ganzheit auf sich wirken, lassen Sie ein solches Leben in sich aufwachen, daß, mit mancher Schwachheit und Sünde, aber doch Er der Regierende in Ihnen ist. Dann brauchen Sie nicht in einzelnen Fällen Ihn zu fragen, dann rät Er Ihnen selbst. Christus in Ihnen ist der einzige Weg zur Welterkenntnis und Selbsterkenntnis. Die Gesamtpersönlichkeit, von der St. Paulus rühmt, daß in ihr verborgen seien alle Schätze, holen Sie und nehmen Sie und brauchen Sie. Er wird nicht arm, und Sie werden dann reich.

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 Es eröffnet sich Sein Herz im hohepriesterlichen Gebet. Nachdem Er Sich Kapitel 14–16 tröstend, ermahnend, verheißend geäußert hat, geht Er über zum hohepriesterlichen Gebet, welches ebenfalls in drei Teile zerfällt: Erstens für Sich Selbst, zweitens für Seine Jünger, drittens für die gesamte Gemeinde, für die gesamte Kirche. Vers 1–3. Wie der HErr Christus Kapitel 16 Sich Seines Sieges getröstet hat, der für Ihn grundsätzlich allewege feststand, ohne daß Er ihn schon wirklich ganz erfochten hatte, so erscheint im hohepriesterlichen Gebet Ihm schon die Stunde der Verklärung gekommen, obwohl zunächst noch in der Hoffnung. In dem die Welt überwindenden Glauben konnte Er über den Abstand hinüberblicken, wirklich war der Sieg für Ihn erfochten, die Stunde der Verklärung gekommen, obgleich es noch durch tiefe Thale des Todes gehen mußte. „Vater, die Stunde ist hier,“ – ein Wort in seiner Einfachheit, nur aufgenommen von dem letzten Wort: „Vater, in Deine Hände etc.“ Bengel sagt: „Ein Wort, einfach in Buchstaben, aber von dem tiefsten Sohnesbewußtsein durchdrungen.“ „Die Stunde ist hier, daß Du Deinen Sohn im Himmel