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untemperierte, ungeordnete Mischung zwischen Licht und Finsternis, Wahrheit und Lüge. Auf der einen Seite heißt es: „Habt nicht lieb die Welt,“ auf der anderen: „Also hat GOtt die Welt geliebt.“ Auf der einen Seite haben wir das Verbot, diese Welt zu lieben, auf der anderen Seite wird uns gezeigt, wie sehr GOtt die Welt geliebt hat. Also das eigentliche Wesen der Welt ist die Mischung zwischen Wahrheit und Irrtum, Licht und Finsternis. Kein Mensch auf Erden ist so geliebt und so gehaßt worden, wie unser HErr JEsus Christus, keiner so glühend, so mit der ganzen Seele erfaßt und wiederum keiner so feindlich ausgestoßen, aus dem einfachen Grunde, weil bei Ihm alles klar war. Wäre in unserem HErrn eine Mischung gewesen, nur eine ganz kleine Beimischung, nur eine scheinbare Trübung dieser ewigen Klarheit, so würde eine Teilstellung, ein „sowohl als auch“ bei Ihm gegenüber möglich gewesen sein. Lieben aber mit dieser Hingabe, wie Seine Jünger, wie St. Johannes, kann man nur Einen, und das ist ER, weil in Ihm eine solche Fülle von Anziehungskräften ruht, daß der Mensch mit Leib, Seele und Geist, mit sämtlichen Funktionen Seines Seins auf Ihn hinarbeiten muß. Im Gegenteil liegt in Ihm wiederum eine solche Fülle von abwehrenden, unbedingt zurückwerfenden Elementen, daß der Haß gegen Ihn ein dämonischer sein muß. Judas und Johannes. –

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 Es ist ein und dieselbe Person, diese Fülle von Anziehungskräften, der wir bis zur Stunde erlegen sind, und, so GOtt will, erliegen wollen. – Er wurde darum mit solcher Glut geliebt und gehaßt, weil Er die in Sich abgeschlossene Persönlichkeit war, ohne jeden Zusatz von Finsternis, Unwahrheit und Unklarheit. Die Welt ist vermischt, sie ist nicht schlechthin „das Schlechte“; wollte GOtt, es wäre so, dann würden wir uns leichter thun; aber das macht uns die Entscheidung manchmal so peinlich, daß wir sagen müssen: „Das ist Fleisch von meinem Fleisch und Blut von meinem Blut.“ Sie ist mit Lichtgedanken und Wahrheitselementen durchzogen. Diese Lichtgedanken und Wahrheitselemente sollten wir festhalten und doch nicht mit der Welt paktieren (Verträge schließen). Darin liegt das Geheimnis der Nachfolge