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für religiöse Fragen und Worte nicht beizeiten übt, so ist man im späteren Leben verarmt. Wir kennen alle das Gerede von der Überbürdung unserer Jugend mit religiösem Stoff. Dafür werden sie überbürdet mit allerlei unnützem und unnötigen Zeug und unsere Mägdlein und Buben werden in der Volksschule mit physikalischen Gesetzen gequält, mit Einwohnerzahlen und Bergeshöhen gemartert, aber Verse aus dem Gesangbuch lernen sie nimmer!

 Wie wäre es – ich wende mich an diejenigen unter den Anwesenden, die über freie Zeit verfügen – wenn nun manchmal ein Lied gelernt oder auch nur gelesen würde! Wie wäre es, wenn jemand sagte: ich will in meinem Gesangbuch heimisch werden; ich will mir Lieblingslieder suchen, die will ich beten; ich will spielen und singen dem Herrn in meinem Herzen! Wißt ihr jetzt, wie man Sonntag feiert?

 Ich wiederhole: familienhaft, in Gemeinschaft, die sich so leicht gibt und so schwer vermißt wird, vor allem aber im Zusammenschluß mit der Gemeinde daheim. Da ist eine Witwe, die oft ihres Heimgegangenen Gatten gedenkt, da ist ein Mann, der der Gehilfin und Gefährtin seiner Jugend und der Stütze seines späteren Lebens beraubt ist, da sind Kinder, die ihren Eltern nachweinen. Wollt ihr nicht der Gemeinschaft pflegen mit der vollendeten Gemeinde im Gebete der Kirche? Das wäre ein rechter Sonn- und Feiertag! Und kommt fleißig zur Kirche und kommt pünktlich zur Kirche und kommt gesammelt zur Kirche!

 O, wer betet denn, wenn der Geistliche hinauf zur Kanzel schreitet: Herr, rede Du, daß Dein Knecht rede in Deinem Namen! Wer betet, während seine Blicke dem zur Kanzel emporsteigenden Prediger folgen: heilige seine Lippen, reinige sein Herz, segne seine Worte, schenke mir durch Deinen Knecht, o Herr, einen Gruß aus der Heimat!

 Seht, für solche Sonntagsbitten kommt an euch selbst der Gewinn. Und dann, wenn der Sonntag zu Ende geht,