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 Sorget, das ist meine erste Mahnung an euch alle, sorget für den rechten Feiertag, der eurem Leibe zugute kommt! Denke daran, daß Gott der Herr diese wundersame Maschine des Leibes gerade auf sechs Tage Arbeit eingerichtet hat und daß die siebente Ruhepause notwendig von ihm verlangt und verwendet wird! Aber freilich, damit ist nicht alles getan.

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 Alle Sonntagsgesetze sind nütz und gut, unser Volk wird durch Sonntagslosigkeit zerstört, kommt durch Unruh und Unrast immer mehr zurück. Es ist wunderbar: gerade am Sonntag geschehen die meisten Selbstmorde der Frauen, die der Männer meist am Montag; am Samstag findet man auffallend wenig Selbstmorde auch bei Frauen. Da scheuern und putzen sie und hoffen, wenn gleich schon tausendmal enttäuscht, von dem Sonntag eine stille Zeit, einen gemeinsamen Spaziergang mit dem Mann und Vater ihrer Kinder, eben etwas von Sonntagsfeier. Und wenn dann der Sonntag trübe verläuft, ist sein Abend oft Zeuge einer schrecklichen Tat. Am Montag begeben sich die meisten Selbstmorde der Männer; der Wochenverdienst ist dahin, vergeudet im unsinnigen Genuß, die Arbeitslust ist tot, so wird dem Leben ein Ende gemacht. Es sind ganz eigentümliche Gesetze, die bei der äußeren Sonntagsfeier mitsprechen. Man merkt, ein sonntagsloses Volk verarmt. Die große Weltausstellung in St. Louis in Amerika war Sonntag für Sonntag geschlossen, damit die Arbeiter und Bediensteten einen Ruhetag hatten und sie endete mit einem großen Überschuß. Die letzte Ausstellung in Gent war am Sonntag bei ermäßigtem Preise geöffnet und schloß mit einem sehr ansehnlichen Fehlbetrag. Alle die Betriebe, die grundsätzlich die Sonntagsarbeit ausschließen, arbeiten mit Gewinn und die Betriebe, die Sonntagsarbeit ansetzen, arbeiten mit viel zu großem Verbrauch von Menschen- und Sachmaterial. Es ist ganz wunderbar, daß