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zu uns reden ließ: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ und das Rauschen des Stromes ward nicht mehr ein erbarmungsloser Ton, sondern Friede, Freude in dem hl. Geist. Daß er uns die Sünden des vergangenen Jahres, so oft wir darum baten und wenn wir nicht mehr darum bitten konnten oder wollten, gnädig vergab und jeden Abend wieder die Gnade uns aufs müde Haupt legte: Sei getrost, ich habe deine Sünde dir vergeben – und daß Er uns, wenn wir unser selber müde wurden und uns kaum mehr tragen konnten, wieder die neue Gnade mit jedem neuen Morgen bezeugte und schenkte, dafür danken wir ihm! –

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 Es ist eine Großtat, am Ende des Jahres für alle Wohltaten Leibes und der Seele, Gutes und Ehren zu danken. Du hast im vergangenen Jahre plötzlich, da du es am wenigsten glaubtest, einen Menschen gefunden, mit dem du beten, mit dem du arbeiten, mit dem du tragen konntest, der dich strafte, wenn es not tat, und dich aufrichtete, wenn du es brauchtest. Und dir hat der Herr einen Menschen zur Seite gestellt, der für dich zur Anfechtung ward, an dem du lernen mußtest Geduld, Gehorsam, Nachsicht, Nachgiebigkeit. Danke ihm auch dafür! Und du hast endlich nach vielen Wanderungen den Ort gefunden, da dein Fuß ruhen konnte, und fandest dich heimisch mitten in der Fremde; und dir ist eine besondere Gnadenerweisung zuteil geworden, als du an Gräbern stundest, und eine besondere Gebetserhörung geschenkt, da du es am wenigsten meintest. Es ist das ganze vergangene Jahr eine Kette gnadenreicher Überraschungen. Wenn ein Jahr in dem ganz bestimmten Gleichsatz von Schuld und Strafe, von Verfehlung und Folge der Verfehlung, von Berechnung und Erfolg sich vollzöge, dann wäre es nicht nur ein tötendes Einerlei, sondern jeder Dank wäre unnütz. Daß aber das vergangene Jahr so viel Unerwartetes uns schenkte,