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Gesundheit entzog, so loben wir ihn dafür, daß Er in die Stille führte und auf ihn merken ließ und uns lehrte, was wir so leicht und gerne verlernen: wie wenig ein Mensch in seinem Reich und in dem Gefüge seiner Gedanken bedeutet und wie rasch sein Werk und Wesen dahin ist. Wer unter uns im vergangenen Jahre irgendwie leibliche Leiden, Gebrechen, Mängel in der Gesundheit verspürte, der lobe den Herrn dafür, daß Er vorahnen ließ, wie wenig er bedeute und wie schnell er dahin sein könne und wie man den Augenblick ausnutzen muß, damit nicht die Ewigkeit uns der Versäumnis beschuldige. Wir loben ihn dafür, daß Er des Geistes Frische uns bewahrte! Es ist diese Frische nicht bloß ein Gut, sondern auch eine schwere verantwortungsreiche Last. Daß wir noch denken müssen, die Schwere des Tages durchkosten und durchdenken müssen, in den Ernst der Zukunft hinauszublicken haben, das legt sich oft beschwerend auf den Geist und man ist versucht, jegliche glücklich zu preisen, die das Denken verlernt haben. Aber wir loben ihn am heutigen Tage, daß Er uns die lange Not der Zukunft zu bedenken gibt und den Ernst der Gegenwart ausmessen heißt, damit wir klug werden. Wir möchten all die schweren, ernstlichen Gedanken nicht missen, sie haben uns ärmer für die Welt und reifer für die Ewigkeit gemacht. – Aber über alles danken und loben wir seinen hl. Namen dafür, daß Er, ob wir’s wohl tausendfach verdient und verschuldet haben, sein heiliges, teueres Wort nicht von uns genommen und den Leuchter des Evangeliums nicht umgestoßen hat. Wir haben es wohl zu erwarten, daß plötzlich in uns jedes Vertrauen zu Gottes Wort ersterbe und wir seinen hl. Geboten gegenüber ebenso ablehnend stünden, als mißtrauisch seinen gnadenreichen Verheißungen. Er könnte plötzlich die Möglichkeit des Glaubens mit harter Hand in unserem Seelenleben niederreißen und das letzte Aufflackern des Heimwehs