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es nicht mehr und das Gebet hält es für eine Torheit und die Hilfe des Herrn für unmöglich; Er tut keine Wunder mehr. Aber die unheimlichen Mächte, die ihre Opfer fordern, und die dämonischen Gewalten, die im Finstern schleichen, und die Götzen des Aberglaubens, denen so gerne und willig und reichlich geopfert wird, die tun Wunder und Zeichen und darum zaubert unser Volk.

 Es ist bis heute noch nicht ausgemacht, woher das Wort Zaubern kommt. Ich habe es je und je erklärt mit eilen. Eilen, weil der Feind nur wenig Zeit hat; eilen, weil, wenn man seine Hilfe braucht, man seine Zeit ausnützen muß. Unser armes Volk eilt mit verbundenen Augen zu dem stummen Gott. Wir sollen nicht zaubern! Und wenn du vielleicht in der Stille lächelst, daß man es dir, dem gebildeten Menschen des 20. Jahrhunderts, zutraut, du seiest auch so schwach, so frage dich, ob nicht in deinem Herzen allerlei Aberglaube herrscht, weil der rechte Glaube aus ihm wich, und ob du doch nicht heimlich da oder dort Hilfe suchst, wo keine zu finden ist.

 Selbst die Versuche, die ernste Christen manchmal wagen, auf gut Glück und Gefahr ein Gotteswort aufzuschlagen und dieses Gotteswort dann als maßgebend zu erachten, erscheint mir als gefährlich. Auf so äußerliche Weise offenbart sich Gott nicht und in so mechanischer Form kann man seinen Willen nicht erforschen. Darum sorge dafür, daß statt des kleinlichen Mißtrauens gegen Gott, das, wenn es hoch hält, mit allerlei äußerlichen Stützen ihm nahen will, das volle, klare, kindliche Vertrauen in dein Herz einzieht: Du bist mein Gott und ich danke Dir; mein Gott, Dich will ich preisen!

 Seht, in unsern Tagen, wo alles fiebert, spricht man so gerne von den Dingen nach dem Tode, von Erscheinungen und Heimlichkeiten, von all diesen Verbindungen mit Abgeschiedenen. Und man spricht davon nicht in heiliger