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um meine Seele wieder recht ans Herz greift kann ich aus freier Seele beten: Mach’s mit mir Gott nach Deiner Güt! Suche heim alles, was nicht recht ist und schweige nicht über meiner Sünde; lieber, daß Du es genau nimmst jetzt, als daß Du es genau nimmst einst; lieber, daß jetzt mein Leben unter dem Druck der Zucht vergeht, als daß es frei schweife und im Kerker ende. Besser, Du hegst jetzt meine Schritte ein, als daß Du gönnst meinen Füßen weiten Raum und einst den Stock im Kerker. So versteht ihr’s vielleicht ein wenig. Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, so eifrig, daß Ich heimsuche die Sünde, und es tut mir weh, wenn Ich strafe; so eifrig, daß Ich heimsuche die Treue und es tut mir wohl, wenn Ich ihr begegne.

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 Bis ins tausendste Glied glänzt die Sonne durch Jahrhunderte; auf dem Felde, da die Treue baut, leuchtet das Erbarmen durch viele Geschlechter; Kinder blühen auf im Segen eines treuen Elternhauses und werden Männer durch den Frieden, den Gott auf ihrer Eltern Namen legt. Arbeit gedeiht, der Beruf wird gefördert, Gott gibt Segen von Geschlecht zu Geschlecht bis ins tausendste Glied. Da soll man’s merken, wie ihm das Wohltun eitel Freude ist und wie Er sich müht, auch die Wehtat in Wohltun zu verkehren. Das fehlt unserer Zeit: die Furcht vor dem heiligen Gott! Unser Geschlecht hat vor ungefähr 40–50 Jahren von einem guten Gott, dann von einem zürnenden Gott die Predigt vernommen und dabei haben sie den gnädigen Gott zu nennen verlernt. Ich weiß und ich sage: es wäre besser, du hättest nie etwas vom Blute Jesu gehört und hättest mehr gehört von dem heiligen Gott, der nicht vergißt und nichts unbezahlt läßt. Wir haben uns gewöhnt zu sagen, was einst ein spottender Dichter gesagt hat: Gott wird mir verzeihen, das ist seine Art. Die Art Gottes heißt nicht: verzeihen, sondern Gerechtigkeit! Wenn wir uns nicht fürchten lernen vor dem Gott, der seiner nicht spotten