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war das Haupt der Familie hoch geachtet, heute liegt der gute Name im Staube. Das macht der Zorn Gottes, der hat ganz unvermutet diesen Menschen heimgesucht. Ich habe öfters schon der Gemeinde das Wort aus Hosea gesagt: Israel, Ich werde dir wie eine Motte sein und Juda wie eine Made! – Dort nimmt die Hausfrau ihr sorglich gehegtes Feierkleid aus dem Spind und das Kleid zerfällt ihr unter der Hand, denn es haben Motten ihr Zerstörungswerk unbeachtet vollbracht. Und manches Hauses Glück tritt heute an die Sonne und siehe, es zerfällt beim ersten Sonnenblick. Das ist der eifrige Gott, der um sich und um seine Ehre so sorgt. Aber du hältst mir vor, daß Er „über die, die ihn hassen, die Sünden der Väter heimsucht an den Kindern.“ – Ist das recht? Gott läßt frühere Sünden später erst gestraft werden, den heimlichen Fluch, der auf einem Hause liegt, erst nach Generationen lebendig werden. Ist das recht? Und wenn du in deiner Bibel etwas bewandert und, was noch mehr ist, in der Liebe deines Gottes etwas zu Hause bist, sagst du: ist das der Gott des Erbarmens? Schreibt doch der Prophet Hesekiel im 18. Kap.: „So wahr als Ich lebe, spricht der Herr, der Sohn soll nicht tragen die Missetat des Vaters und der Vater soll nicht tragen die Missetat des Sohnes; sondern des Gerechten Gerechtigkeit soll über ihm sein und des Ungerechten Ungerechtigkeit soll über ihm sein.“ Das weiß ich wohl, aber, geliebte Christen, es heißt auch – und das muß man oft sagen, weil hier manches bewußte Mißverständnis unterläuft – „der über die, so mich hassen, die Sünden der Väter heimsucht.“ Ein alter Ausleger sagt: Das ist schon eine Strafe Gottes, wenn am Beispiel des Vaters der Sohn die Sünde lernt: Hophnis und Pinehas Schandtaten mußte der alte Vater mit erleiden, weil an seiner Schwäche die Söhne das Sündigen gelernt haben. Jede unbereute Sünde wirkt so weiter als Tat und als Beispiel, denn aus den Vätern, die ihrer