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mit Gott nicht mehr eins bist, aber dem Feind und Verführer so viel traust. Es wird nicht früher in deiner Seele Ruhe, als bis du ganz, restlos, unbedingt, uneingeschränkt dich deinem Herrn und Gott übergibst und sprichst: Was Du tust, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht Dein Wille.

 Schon wenn du dieses Lied betest, – o bete es fleißig und bete es unter Tränen – wird es in deiner Seele wieder licht und leicht: Du als mein Arzt und Wundermann kannst mir nicht Gift einschenken für Arzenei.

 Glaube mir, sobald der Feind merkt, daß du wieder zufrieden bist, läßt er dich; sobald er es gewahr wird, daß du unter der Lust als einer Last leidest, weicht er von dir. Und deine unheilige Phantasie, die dir immer diese elenden Dienste leistete, indem sie fremdes Glück so groß dar- und vorstellt, wird keusch, gehorsam und demütig werden. Sie wird nichts mehr dir einbilden und sich vorbilden, sondern dir nur nachbilden, was dein Gott großes an dir getan hat. Was wäre das für ein Dienst an deiner Seele und an der Seele deines Volkes! So gewiß du mit Schuld trägst an den schweren Katastrophen, die jetzt die Lande durchziehen, so gewiß kannst du zur Heilung beitragen, wenn du dich selbst heiligst. Und nun schweige in dir Mißgunst, Neid, heimliche Lust, es schwinde der giftige, scheele Blick und das Auge, das sauer und hart sieht, weil Er so gütig ist! Und du lernst, das Wesen der Gemeinschaft besteht nicht darin, daß man einander neidet, sondern daß man sich an des Nächsten Glück erquickt.

 Das lehre Er dich und mich! Was wird es sein, wenn wir, heimgelangt, nicht mehr einander den Platz um den Thron Jesu Christi und den Frieden der Heimat neiden, sondern einer zum andern sagt: lasset uns glücklich sein; denn Er ist unser Friede!

Amen.