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leicht sicher und stolz sein; erst wenn sie Gefahren durchmessen und durchlitten hat und ist standhaft geblieben, mag sie sich preisen. So stehen diese Bäume im Paradiese: noch nicht! Und mit dem heiligen Ernste, in dem die Wahrheit und die Wirklichkeit zusammenfließen, – denn die Geschichte ist nicht bloß wahr, sondern auch wirklich – erzählt uns Gottes Wort, wie der Mensch nicht mehr das ansah, was er hatte, sondern das, was ihm noch nicht ward. Es war ihm alles Schaden, weil er jenes noch nicht besaß. Und der Mensch sahe an, daß es lieblich anzusehen und gut zu essen war und brach von der verbotenen Frucht und aß und fiel und starb. Was damals geschah, geschieht immer wieder. Geht und blickt mit mir in die Königszeit Israels. Dort liegt auf seinem Lager finster, mürrisch und verdrossen der König Ahab. Er ist von vergeblichem Beginnen mürrisch heimgekehrt. Er hat seinem Nachbarn Naboth angeboten, daß er ihm seinen Weinberg mit Silber aufwiegen oder ihm ein anderes Grundstück dafür geben wolle, weil der Weinberg in seiner Nähe lag und er aus ihm einen Kohlgarten machen wollte. Aber Naboth weigerte sich, das Erbe seiner Väter und seines Hauses zu verkaufen. Und da der König so unwirsch war, trat sein Weib Isebel zu ihm: (Könige I, 21): Ich will dir den Weinberg verschaffen. Und sie stellte falsche Zeugen auf und Naboth ward gesteinigt und der Weinberg war des Königs Eigentum. – So ist es immer in der Welt: was man nicht hat, das eben bräuchte man, und was man hat, kann man nicht brauchen. Und das ist der Fluch der bösen Lust, daß sie das Deine dir verringert und das Fremde dir vergrößert: du hast Erfolg, aber über deines Bruders Haus scheint die Sonne länger. Darum ist dir dein Erfolg unwert und deine Augen sind auf die Sonnenstrahlen gebannt, die das Fenster des Nachbarhauses vergolden, und du kannst nicht mehr froh werden, weil es deinem Nachbarn so gut geht. – Der Herr