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Achtes Gebot I.
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!

 Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsern Nächsten nicht fälschlich belügen, verraten, afterreden oder bösen Leumund machen; sondern ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum besten kehren.

 Die Zunge kann kein Mensch zähmen, das unruhige Uebel voll tödlichen Gifts. Durch sie loben wir Gott, den Vater, und durch sie fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind. Aus Einem Munde gehet Loben und Fluchen. Es soll nicht, lieben Brüder, also sein. Jak. 3, 8–10.


 In der Einleitung zum achten Gebot sagt unser großer Katechismus, der Mensch habe das Gut des Lebens, des ehelichen Gemahls, des Vermögens, aber ein Gut müsse er haben, damit er der drei andern in Frieden sich erfreue: das sei das Gut der Ehre. Ehre ist das, was ein Mensch durch Eifer der Heiligung, durch Ernst der Selbsterziehung sich erworben und erarbeitet hat, und was andere gelten lassen müssen, auch wenn sie nicht wollen. Amtsehre, Berufsehre, Hausehre sind Dinge, die uns durch das Amt, durch den Beruf vermittelt und gegeben werden, und darauf kommt es an, daß ein jeder unter uns der Gabe der Ehre, die ihm sein Gott gönnt, sich würdig erweist und diese Gabe in seinem Wandel bewahrt. Was hilft dich Amtsehre, wenn du deinem Amt nicht vorstehst? Was gilt Hausehre, wenn du sie durch deinen Wandel befleckst? Was will die Ehre deiner Familie bedeuten, wenn du nicht selbst dich ihrer