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daß wir selbst unsere Hände vor unrechtem Gute ängstlich und ernstlich bewahren, sondern daß wir auch unser Herz von allem Irdischen lossagen und anderer Herz mit Irdischem erfreuen. Was ist das, spricht der Herr, für ein Gewinn, wenn auf der einen Seite eine ganze Welt gewonnen wird, und auf der andern Seite die unsterbliche Seele verloren geht? Was ist das für ein Gewinn, wenn ein Mensch Freunde, Gönner, Ehren, Anerkennung, Reichtum, Güter sich erwirbt, und der Herr steht neben ihm und spricht: dies will Ich dir nehmen und deine Seele soll nichts mehr haben, weil sie mich nicht kennt? Was hülfe es den Menschen, wenn er durch Handel und Sparen, durch heißes Rennen, unchristliches Brennen nach Gut sich ein Vermögen erwerben würde, und seine Seele litte ewigen Schaden? Was hülfe es den Menschen, wenn er sein Sterbezimmer ausgefüllt und sein Sterbelager ausgeschmückt hätte, und sein Herr sieht die Seele an und sie ist ungeschmückt und unbereitet ihn zu empfangen? Darum, weil wir noch das einzige Kapital haben, das wir vergeuden und das wir verzinsen können, weil wir noch Zeit haben, – wer weiß, wie lange noch? – laßt uns Gutes tun an jedermann, sei es auch nur deswegen, daß wir frei von irdischem Besitz durch diese Welt gehen! Der stirbt am leichtesten, der die wenigsten Ansprüche an die Welt gemacht hat und an den die Welt kein Anrecht mehr haben darf. Der ergreift den Wanderstab am herzhaftesten, der nichts zu hinterlassen hat als Schuld, die ihm sein Herr vergibt, und nichts zu hoffen hat, als Gnade, die ihm sein Herr verheißt. O denke daran, wie das Stäublein im Auge das ganze Augenlicht nehmen kann! Wenn das Auge ein Schalk ist, wie groß wird die Finsternis sein! O denke daran, wie ein Sandkörnlein im Schuh dich auf den Tod verwunden und den Gang dir erschweren und schließlich unmöglich machen kann! Tue das Stäublein weg, schütte den Sand aus deinen Schuhen,