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seinen Gang, durch mein Denken und seinen Weg gemacht werden mußte, und es sah alles so unsinnig, so unvernünftig aus, so gar ohne Zweck, so sprach Er: Ich bin es! Und wenn man sich müde gearbeitet hat und der Herr spricht von keinem Worte des Dankes und läßt alles vor den eigenen Augen zerstieben, wie wenn ein Kind achtlos eine Blume zerpflückt, an der dein Herz sich erfreute, wenn du wahrnimmst, daß Gott das Werk deines Lebens und all deine Arbeit, deren Bedeutung du so hoch einschätztest, zur Seite stellt und du wähnen mußt, Er will dich gar nicht mehr; du möchtest aber wenigstens hören, warum Er also tat, dann tröstet sein Wort: Ich bin es.

 Ich bin! Bei dem wollen wir zunächst bleiben. Jahre vergehen und die Liebe, die sie uns verhießen, verrinnt und der Ertrag, den wir ihnen gaben, verbleicht und der Erfolg, den sie uns versprochen, vergeht. Aber je einsamer der Lebensweg wird und je rätselvoller das Lebensende sich anläßt, desto trostreicher das Wort: Ich bin!

 Also Einer ist es, an den die Vergänglichkeit so wenig hinreichen kann, daß Er sie sendet, damit sie seine Ewigkeit erweise. Einer ist es, an dem der Wechsel der Dinge so wenig Teil hat, daß Er ihn majestätisch herein ins Leben wirft, damit man seine Wandellosigkeit erkennen möge.

 Einer, sage ich, ist es, der da Jahrtausende aufeinander – bald in eiliger Folge, bald in langsamem Zuge – folgen läßt, um schließlich, zu dem Menschen der Unkultur wie zum Sohne der höchstgesteigerten Bildung, immer nur das eine Wort zu sagen: Ich bin es! Ich weiß nicht, ob du es schon einmal empfunden hast, was es um die Geschichtlichkeit ist. Wenn man so einsam seine Straße zieht und sieht über sich die sogenannten ewigen Sterne und den Mond in seiner Klarheit und denkt sich: das ist der Stern, der einst meinen Vätern schien und der Mond, der einst einem Hiob glänzte; das sind die Sterne, unter denen mein Heiland