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letzten Tages: nackend bin ich auf diese Erde gekommen und nackend zieh ich auch wieder fort. Aber ein weit innerlicheres, reineres Mittel ist es, sobald der Neid mit bösen Krallen sich an dir hält, zu danken für das, was dein Gott dir gab. Auf einmal trägt dann der Dornstrauch, den Er vor deine Türe gepflanzt hat, eitel Rosen, und das Schwere, das frühe zu deinem Fenster hereinlugte, hat ein leuchtend Angesicht bekommen, und die bittere Stunde birgt in ihrem Schoße lauter Freude, volle Gnade! Wie reich bin ich, weil ich danken kann! Seht, es ist ein königliches Mittel, dieser Dank. Wer Dank opfert, der preiset mich; und das ist der Weg, daß Ich ihm zeige das Heil Gottes! Es ist dann, als ob auf einmal die Mutter in dem Schranke, den unsere Kindheitstage als einen Wunderschrank anstaunten, ein Kleinod um das andere hervorholte, dort ein geheimes Fach, von dem wir nichts wußten, und hier eine Lade, die wir noch nicht kannten, und da eine Gabe, fein verborgen und versteckt, hervorbrachte. Das wird der Seele, die danken kann! Der himmlische Vater zieht all die geheimen Fächer seiner Treue, all die Verstecke seiner Sorglichkeit und Gütigkeit hervor. Wie reich hat er mein Leben auch im Äußeren gemacht! So hüte dich vor dem Neide! Denn wenn du dem Raum gibst, wird dein Auge immer trüber für das, was Er, dein Gott, dir schenkte, und immer scheeler gegenüber dem, was Er dem Nachbarn gab, und enger gegenüber dem, was Er dir in Ewigkeit verheißt und schließlich erstarrt dein Auge. Es hat verlernt, dankend auszuschauen und bekennend Einblick zu tun.

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 Und dann hüte dich, daß du deines Nächsten Geld oder Gut nehmest mit Worten, indem du ihm seine Gabe verkleinerst, verringerst! Es gibt Menschen, die ihren Nächsten nie froh sehen können. Sie schmälern mit Worten eine Freundlichkeit, die ihm widerfuhr; sie entziehen ihm den Sonnenstrahl, der über seiner Hütte aufging; sie verkümmern