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Worten, noch mit Werken. Wer uns ganz vom Neide frei machen könnte oder, wie der Herr sagt, von dem Auge, das Beschwerden macht! Siehest du darum scheel, sagt Er im Weinberge, in dem so viel Gnade, Sonne und Freundlichkeit war, siehest du darum scheel, weil ich so gütig bin? Wer uns frei machen wollte von dem bitteren Gefühle: du hast uns denen gleich gemacht, uns, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben! Und wir vergessen, daß es gar nicht Last war in seinem Weinberg zu stehen, und daß es nicht Hitze und Drangsal war, unter seinen Augen solch schöne Arbeit haben tun zu dürfen. Wer uns vom Neid frei machen wollte, der dem Nächsten sein Geld oder Gut in Gedanken nimmt! Willst du ein Mittel gegen den Neid wissen? Das äußere, mein Christ, ist der Gedanke an den Tod und das innerliche ist der Dank für das eigene Gut. Sobald du den Neid in deiner Seele spürst, nimm, wie unsere Väter sagen, ein wenig Kirchhoferde! Vor dieser verscheuchen alle neidischen Gedanken, alles was sich aufdrängt, deine Seele mit Neid zu vergiften. Wir haben nichts in die Welt gebracht, darum offenbar ist, wir werden auch nichts hinausbringen. Als man die Leiche des großen Alexander durch Babylons Straßen trug, wurde auf sein Geheiß der Sarg offen getragen und aus dem Sarge hing die rechte Hand des Weltenherrschers heraus. „Das ist,“ so mußte der voranschreitende Priester ausrufen, „die Hand, vor der drei Erdteile zitterten und nun ist sie kalt und matt und tot.“ Wenn der Neid über dich kommt, daß du deinem Nächsten Ehre, Freude, Reichtum, Glück nicht gönnst, so denke: in einer Stunde geht alles zugrunde. Wisse, er nimmt von all dem nichts mit, wenn es auch noch so reich und prunkvoll wäre, noch so glänzend und groß, es ist alles eitel und läßt das Herz nicht stille werden und macht Unrast, die das Leben nicht beglückt. Dann merkt man, ein gutes äußeres Mittel gegen den Neid ist diese Harmlosigkeit des