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Wie kann ich meiner Phantasie Herr werden? Es gibt dazu drei Dinge: Gebet, Arbeit, Aussprache. Wenn die Phantasie über dich kommt, allerlei Böses, böse Bilder, die der Feind schickt, in dir erweckt, dann eile zum Gebet: „Reinige Du mich, so bin ich rein; heilige Du mich, so werde ich genesen.“ Sagt es Gott laut, damit vor dem Ton euerer Stimme der alte Lügenfürst und Verführer verschwinde. Sagt es Gott laut: Hilf mir, ich versinke! Halte mich bei meiner Hand, daß ich nicht vergehe! Laß mich den Saum Deines Kleides anrühren, damit ich gesunde! In diesem Gebet zu Gott liegt die starke Waffe, welche wenigstens das Eine kann: Phantasie zerreißen, daß der holde, farbenreiche Flor in lauter Nebelstreifen zergehe.

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 Und wenn ihr im Gebet euch die Kraft geholt habt, dann arbeitet mit heißem Ernste, mit innerlicher Anstrengung, mit viel äußerlicher Arbeit, die auch den Leib in Beschlag und in Bann nimmt. Arbeitet! Bei dem Tändeln, dessen sich unsere heranwachsende Jugend so gerne erfreut, schwinden die Nerven und vergehen die Kräfte. Aus diesen leichten Arbeiten, hinter denen vielleicht viel Kunst, aber nicht solider Ernst steht, macht sich der Feind der Seele nichts weiter. In der ernstlich schweren Arbeit, die etwas erreichen will, in den unscheinbaren häuslichen Verpflichtungen, die etwas fertig bringen müssen, liegt ein Werk gegen den Feind! Wenn aber die Rede zu Gott und die Arbeit des Berufes nichts helfen wollen, dann müßt ihr Aus- und Ansprache bei einem Menschen suchen, der euch trägt. Ist es einer Seele beschert, daß sie mit einem Diener Christi in reiner, lauterer, ernster Weise reden kann, und daß er gerüstet und gewappnet genug ist, sie anzuhören, so ist ihr gut geraten. Ist ihr aber das aus irgend einem Grunde nicht möglich, so tut sie wohl daran, wenn sie ihrem Geschlechts sich zuwendet. Es ist immer besser, daß solche Anfechtungen Mann gegen Mann, das weibliche Naturell