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beschere und dich mit Gnaden aus diesem Jammertal zu sich nehme in den Himmel.

 Seht, dieses Lehr- und Bekenntnisbuch könnt, ja vielmehr sollt ihr beten. Und wenn ihr einmal versucht, das, was euch am klarsten und deutlichsten entgegentritt, im Leben nachzubeten, so werdet ihr mir zustimmen: das sind Klänge aus der Heimat und darum dringen sie in die Heimat.

 Ob es mir in diesen wenigen Worten gelungen ist, vielleicht eine oder die andere Seele dazu zu bringen, daß sie unter den mancherlei Büchern, die sie besitzt, den verstaubten kleinen Katechismus wieder hervorholt? Ob eine oder die andere der hier Zuhörenden jetzt wieder die Willigkeit besitzt, immer ein Gebot vorher durchzulesen und sinnend zu betrachten, ehe hier in diesem Gotteshaus die Betrachtung durch mich versucht wird? Ob vielleicht – das wäre allerdings das Höchste – wieder Verteidiger des alten Katechismus und seiner Wahrheit sich erheben, die von „der goldenen Leier, von diesem güldenen Kleinod“ rühmen, daß es wirklich ein großes, reiches Besitztum unserer Kirche ist. Wir haben bei der Offenbarung unwillkürlich mehr von dem Leben der Diesseitigkeit hinüber in das Leben der Vollendungszeit geblickt und das ist eine Gefahr. Man wird heimisch in einer andern Welt und vergißt, daß man an diese Welt noch Pflichten hat. Da wird es wohl gut sein, wenn wir die hl. zehn Gebote mit all den Pflichten, die sie uns auferlegen, nicht in äußerlicher, scholastischer Weise auslegen, sondern daß wir sie in ihrem innersten Gehalte auf uns wirken lassen. Manche sittliche Frage, die jetzt das Herz bewegt, wollen wir dabei besprechen. Und das bleibt ja das Größte:

 Sobald wir die Liebe zu Gott haben, haben wir auch das Maß aller Dinge.

 Der aber, der nach schwerer dunkler Zeit seiner Kirche den Katechismus gegönnt hat und unsern Martin Luther