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Fünftes Gebot II.
Du sollst nicht töten!

 Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun; sondern ihm helfen und fördern in allen Leibesnöten.

 Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen, und sich von der Welt unbefleckt behalten. Jak. 1, 27.


 Vor acht Tagen schlossen wir die Betrachtung des fünften Gebotes mit dem Wunsche: Gott gebe, daß jemand in unserer Umgebung durch uns und unsern Einfluß frömmer werde, damit wir seiner Nähe froher würden. Denn es kommt alles darauf an und die nahende Himmelfahrt prägt es uns tief in die Seele: nicht sowohl, daß wir heimkommen, als daß wir nicht mit leeren Händen heimkommen. Es ist hoch bedeutsam nicht allein, daß ich meine Seele errette, sondern daß ich auch einen Bruder mitbringe, der durch mein Leben gerettet ward. Und je schwerer die Zeit den Einfluß verstattet, und je weniger du Gelegenheit hast, deinem Nächsten auf dem schmalen Wege Förderung zuteil werden zu lassen, desto mehr muß es dir angelegen sein, jeden Anlaß zu benützen, um ihm zu helfen und ihn zu fördern.

 Wie helfe ich meinem Bruder? Zuerst in den äußeren Nöten, und niemand unter uns rede von der Seelsorge, der nicht zuvor Obsorge für den Leib getroffen haben wird! Du merkst es ja an dir selbst: was helfen dir denn fromme Reden, wenn du krank bist?