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deren Einer leichte Lektüre wählt, während die beiden Andern ernste Bücher wünschen.

 Wenn also schon in äußeren Dingen ganz bestimmte Grundsätze vorhanden sein müssen, wie vielmehr in den höchsten Dingen. So ist der Katechismus ein Bekenntnisbuch, wie Luther 1520 schrieb: einmal zeigt er dir, was du tun und lassen sollst und alsbald wirst du gewahr, wie krank du bist. Zum zweiten wirst du die nötige Arznei in ihm finden und den hl. Arzt, der das vollbringt, was du nicht vollbringen kannst. Und endlich zeigt er dir, wie du die Arznei umsonst bekommen kannst, indem du bei dem Arzte anklopfst und ihn bittest. – Das sind die drei Stücke von alters her: die Gebote sagen uns, was wir tun sollen und zeigen den Sitz unserer Krankheit, unsere Verkehrtheiten des Herzens, die Einseitigkeit unseres Willens, unsere abweichende, von Gott uns lösende Art. Und wenn wir dann in tiefem Leid uns befinden, dann ist uns ein Arzt gegeben, der selber das Leben ist. Und das lehren uns die drei Glaubensartikel in ihrem Zusammenhange, in ihrem „goldenen Zusammenschluß“, und damit wir der hl. Arznei, des hl. Arztes sicher, teilhaftig und froh werden, lehrt uns der Katechismus das Vaterunser. Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan. So ist der Katechismus ein rechtes Bekenntnisbuch; er bekennt mein Leid, sein Heil und den Weg zu dieser seligen und ewigen Heilung.

 Aber, das Höchste ist das nicht, was unsern lutherischen Katechismus, der jetzt mit seinen Vorarbeiten bald ein 400 jähriges Jubiläum feiert, weit über alle Katechismen heraushebt und was ihn so unvergleichlich macht, wie jener Mönch in Venedig, der ihn las und seinen Verfasser nicht kannte, sagte: Selig sind die Hände, die das Buch geschrieben haben, und selig ist die Mutter, die diesen Mann geboren hat.