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 Ich möchte nun ganz kurz heute ein Dreifaches zur Vorbereitung sagen: Der Katechismus ist ein Lehrbuch, ein Bekenntnisbuch und ein Gebetbuch.

 Ein Lehrbuch mit der einfachen, gesunden Lehre der Kirche. Es geht durch unsern Katechismus, was wir am allerwenigsten unterschätzen wollen, der ganze Strom der kirchengeschichtlichen Entwicklung. Was Luther gelehrt hat, haben die Väter um das 1. Jahrhundert bereits festgestellt, und die Hauptgrundzüge unseres kleinen Katechismus haben die Kinder von den Missionaren am Schwarzen Meere im 3. Jahrhundert bereits empfangen. Als ums Jahr 600 von Rom aus die Mission, die auch unser Glück begründete, nach England kam, haben die Missionare von dem sie führenden Abte Augustin die einfache Mahnung bekommen, das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis und das Gesetz einzupflanzen.

 Es ist in unsern Tagen sehr gefährlich, plötzlich aus der Entwicklung der Kirchengeschichte heraustretend eine ganz neue Lehrweise einschlagen zu wollen. Ich fürchte, daß vor lauter Versuchen mit der Kinderseele, vor lauter Versenken in sie, das Eine, was not tut, ihr vorenthalten und der Eine, der sie allein erfüllen soll, ihr ferne gerückt wird. Es ist eine große Sorge, daß man jetzt nicht mehr Lehre geben will, alles soll jetzt Gefühl, Erregung und Erlebnis sein. Aber, liebe Christen, wie kann ich denn etwas erleben, was nicht vorher erlebt ward, wie kann ich etwas erfahren, was nicht vorher geschah! Wie Luther einmal in seinen Tischreden sagt, es sei doch der apostolische Glaube Geschichte aller Geschichte.

 So ist es: wir müssen Geschichte lehren, wir müssen Geschichte aufzeigen ohne Zutat und ohne Abstrich und dann dem Geiste Gottes es befehlen, ob er die Einzelseele, das Kindesgemüt, diese Großtaten erleben und erfahren läßt.