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wären. „Einige hast du, – du kennst sie gar nicht mehr,“ – Das ist wieder ein großes Weh. Seine besten Freunde kennt Sardes nicht mehr. Der Herr muß es ihr erst sagen. Hat er es nicht der mittelalterlichen Kirche gesagt: Wußtest du nichts von deinen Waldensern in den Tälern Italiens, weißt du nichts von den Brüdern des gemeinsamen Lebens und ihrem Ernst in den Niederlanden? So ruft er es auch uns zu: Weißt du nichts von den Stillen im Lande, den schlichten Bibelchristen, die zwar bei keinem Verein sind und auch keinen zu gründen gedenken, die aber bei dem großen Verein der Beter aller Zeiten sind?

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 „Du hast etliche, die ihre Kleider nicht besudelt haben.“ (V. 4.) Was heißt das: „ihre Kleider?“ Es ist der Christenstand, den sie in der heiligen Taufe empfangen, der Christencharakter, den sie am Tage der Wiedergeburt bekamen und nicht weggetan, nicht verloren haben. Sie sollen dafür, daß sie in diesem Schwall der Redensarten und in dem Staube des Lebens ihre Kleider nicht befleckt haben, einst mit ihm, dem Könige der Wahrheit in weißen Kleidern gehen. Und nun kommt ein Wort, das man kaum aus seinem Munde hören kann, ohne vor Scham zu vergehen: „Denn sie sind es wert.“ Weil ihr beharret habt, weil ihr die Taufkleider, den Charakter, den die heilige Taufe gibt, bewahrt habt, darum sollt ihr nun in weißen Kleidern gehen; denn ihr seid es wert. So bitten wir den Herrn, weil er uns zeigt, wie er ihrer etliche rettet, er möchte doch diese Zahl der Wenigen recht groß werden lassen unter uns; denn in dem Alter und in der Erkenntnis sind wir hoffentlich alle, daß wir sehen können, daß das Scheinwesen nicht