Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/71

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dich: Kannst du es mit gutem Gewissen tun? Wenn du es nicht tun kannst, dann mußt du es entschieden sein lassen; denn niemand kann dich von deinem Gewissen absolvieren. Wir fassen zusammen: ein Weib, wenn es sich von Christo gelöst hat, zerstört in einer Stunde mehr als ein Amtsträger in einer Woche aufbauen kann. Für die Frauen in der Gemeinde gilt dann die ernste Bitte, daß sie schweigsamer, einsamer, ernster werden und wachen; und für uns Amtsträger das Bekenntnis unserer Hilfsbedürftigkeit und die Bitte um treue Fürbitte. Denn es ist nur das Gebet und die Fürbitte, die es möglich machen, die Kämpfe mit bestimmten Einflüssen auf sich zu nehmen. Man arbeitet, man tut, was man kann, man möchte es auch aus Liebe zum Herrn tun und es kann alles zerstört werden, wenn man zu schwach ist, nein zu sagen, wenn man zu müde wird, zu widerstehen, wenn man alt wird. In mancher Arbeit müßte man den Satz aufstellen: eine gewisse Reihe von Jahren, und dann muß man abbrechen; denn mit den Jahren mehrt sich das Bedürfnis nach Ruhe, nach Stille. Und wenn einmal das Sichzurückziehen eintreten muß, wenn man nicht mehr kann, so gerne man wollte, wenn die körperlichen Hemmnisse auftreten, dann ist es nicht gut, an einer Gemeinde zu arbeiten, welche vom Willen besonders geleitet werden muß. Ich gebe ebenso gern zu, daß man auch mit jungen Jahren müde werden kann, als daß man auch in hohen Jahren noch frisch sein kann. Darum die Bitte: nicht um den Geist des Eiferns, der da schnell hinfährt und mehr zerbricht als baut, aber um den Geist, der da stark genug ist, einen Krieg mit gewissen Strömungen anzufangen, und ob ihm alle Ruhe gebräche. Es erwacht