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fragen, nicht was, sondern wie wir gearbeitet haben, ob mit dem Gelübde des ganzen Wollens, nie ungeschehen zu lassen, was geschehen muß, oder mit Ansätzen, denen Zerstreuung folgte. Wenn etwas getan werden soll und niemand will es tun, so tue du es! – „Ich weiß deine Werke“, es waren keine mühelosen Werke. Jede Arbeit muß, um genußreich zu sein, anstrengend sein. Eine Arbeit, die der Mensch spielend leistet, ist keine Arbeit. Schwielen sollen der Schmuck des Arbeiters sein. Weil wir wissen, daß dieser Leib über kurz oder lang verwesen muß, ist es unsere Pflicht, ihn so streng als möglich zu gewöhnen, daß er allen Unbilden trotze, solange es möglich ist. Wir danken es dem Herrn, daß er so viel Wert auf die Arbeit legt.

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 „Ich weiß deine Geduld“ (V. 2), eine Geduld, die stark genug ist, bei der Arbeit auszuharren, auch wenn nichts zu genießen ist, weil sie weiß, daß der Erfolg des Herrn ist. Es ist etwas Großes um die Geduld, welche sagt: Ich danke dir, Gott, daß Du mich arbeiten lässest; wie die Arbeit gerät und was aus ihr entstehe, das überlasse ich getrost Dir. – Geduld der Gemeinde ist keine fromme Ergebung, als ob mans ja doch nicht mehr ändern könnte, sondern sie ist zugleich die Kraft: „daß du die Bösen nicht tragen kannst“. Das Böse kannst du tragen: böse Zeit, die mühevollen Tage, Enttäuschungen immer wieder mit neuer Kraft anzunehmen. Aber eines kannst du nicht, du kannst die Bösen nicht tragen, denn das sollst du auch nicht. Ist es nicht an dem, daß wir, indem wir die Bösen tragen, auch das Böse tun? – „Tragen!“, nicht weil es uns Freude macht, also zu tun, sondern weil sie nicht zu tragen beschwerlich ist. Nicht, als ob die Gemeinde