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die Sänger des Heliand, des Krist, erstand vor allem der Zeuge des ewigen Evangeliums von der freien Gnade, Martin Luther. (Denn sowohl der unbekannte bäurische Verfasser des „Heliand“ wie der Elsässer Mönch Ottfriet scheinen Sachsen gewesen zu sein.) Es liegt meines Erachtens in dieser Fügung Gottes noch ein großer Trost für die Zukunft auch noch ein Volk, das dem Herrn bis auf diese Stunde Widerstand tut, wird, einmal bekehrt, mit sonderlicher, innig hingebender Treue Den anbeten, welchen seine Väter gekreuzigt haben: Israel wird seinem Heiland zufallen. Fügen wir noch einige altdeutsche Texte des Glaubensbekenntnisses hinzu: In Jesum Christ sun sinan (Vater unser, Sohn Seinem) ainacum (einigen) unseran truhtin (Herren, Truch–seß) der imphangan ist fona unihema (geweihtem) Keister Kiporan fona Marian macadi ennikeru (semper virgo, immer Jungfrau, Magd), himartrot (gemartert) in Kinnaltin (Gewalt) Pilates usw. Oder: in hejlenton (Heilanden) Christ suno sinan, einagon truhtin unseran. Ther infanganer (empfangen ist) fona heilegeno geisto gyboran fona maria, magadi usw. Es sind dies Taufformeln aus dem 8. und 9. Jahrhundert, wie sie die Mönche bei ihren Missionen gebraucht haben.

 Wie aber bei manchen Gemütern gerade durch die schärfste Zucht, wenn erst der wildeste Trotz gebrochen ist, treueste innigste Liebe erzeugt wird, mag kurze Erwähnung dessen zeigen, was im Heliand enthalten ist, in einem Gedicht, das ein Bauersmann aus sächsischem Stamm in treuherziger Weise verfaßt hat.

 Es bleibt das unbestrittene Verdienst des „Heliand“, daß er unsern Herrn dem deutschen Christenvolk am ersten nahegebracht hat. Der den Heiland so volkstümlich schilderte, muß dem Volk näher gestanden sein als die meisten Geistlichen jener Tage. Niemand aber von uns nimmt Anstoß an den Gemälden Lukas Cranachs oder