Seite:Hermann von Bezzel - Der Dienst des Pfarrers.pdf/84

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

verdüstert und die Gnade verborgen wird. Am meisten aber sei dem Gebete die Keuschheit gewünscht, welche nicht viel von inneren Erfahrungen redet und die geheimsten Erlebnisse nicht auf die Straße wirft, sondern über das Heilige schweigt, bis die Stunde zu reden von Gott gezeigt wird. Die altkirchliche Litanei, über deren Bedeutung Johann Gerhard innerliche Betrachtungen anstellt, kann für das tägliche Gebet Handleitung geben. In dem großen Bittgebet, das auf Christi Leiden und Sterben sich gründet und in dem dreimaligen „Miserere, gib uns deinen Frieden“ ausklingt, ist alles zusammengestellt, was das Herz des Pfarrers bewegen kann und soll, Haus und Gemeinde, Kirche und Volk, Krieg und Frieden, Beruf und Hantierung, Krankheit und Kümmernis, Leiden und Scheiden. In dieses Gebet kann auch die Einzelfürbitte am ehesten eingefügt werden. Daß die Wochenbetstunde dieses Gebetes wieder mehr sich erinnern möge, dessen gesangsweiser Vortrag tiefe Schönheit in sich schließt, bleibt aller Mühe wert. –




Kapitel VIII.
Die Unterweisung der Jugend.

 1. Die Vorbereitung. Die innere und eigentliche Bereitung des Pfarrers zu diesem hohen Amte ruht in der Betrachtung des Herrnwortes: (Joh. 21, 15) βόσκε τὰ ἀρνία μου. Es sind die auf ihn getauften, weil von ihm teuer erkauften jungen Seelen, die ihr Hirte in der Menschen Hände und Lehre anvertraut, nicht damit sie abgerichtet und abgespeist, auch nicht