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macht. Denn dem ernstlichen Gebete wird eine Erhörung, wenn auch nicht alsbald und die wunschgemäße. Es ist die große Gewalt, mit der ein armer Mensch in Gottes Rat und Willen nicht übergreift, sondern einkehrt, nur in Einem unbedingt, wo das βούλομαι dem θέλω weichen darf (Joh. 17, 24), in der Bitte um Heimkehr und um Frieden aus ihr. Solches Gebet wird zuweilen auch laut werden wollen: das eigne Herz erstarkt an seinem Wort und wird, in schweigsamer Gelassenheit verharrend, des Gottesgrußes an den schweigenden, der Worte nimmer mächtigen Moses gewürdigt werden: Warum schreiest du also? Es wird das Amen stark machen, weil es sich dadurch kräftigt und durch den Tag fortklingen, um ihn zu regieren. Treulich wird es alle Anliegen zu umfassen suchen, vom kleinsten Schüler, der dem Lehrer anvertraut ist, bis zu den Siechen und Alten. Es ist ja etwas Großes um die Fürbitte, in der so leicht Ermattung eintritt, daß sie gerne zu dem flüchtet, der allein von sich sagen kann: Ich bin ein guter Hirte.

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 Aber der Versuch muß immer wieder gewagt werden, der in die Fürbitte Befohlenen, wie der ihr sich befohlen Habenden zu gedenken. Man betet für die Kranken im allgemeinen unter besonderer Bezugnahme auf einzelne, gedenkt der Lehrenden und Lernenden etwa mit eingehender Berücksichtigung der Konfirmanden. Vorab gedenkt der Diener der Kirche seiner Amtsbrüder und der Not ihrer Seele, ihres Gewissens, der Angst der Kirche über die ihr Entwichenen und Entweichenden und hält es nicht für schulmeisterliche Pedanterie, um die rechte reine Lehre zu bitten, ohne die das Kreuz Jesu Christi