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des Pfarrers gesagt werden. Es sei stetig, ernstlich, treulich und keusch. Wie viele Abhaltungen auch der Beruf bringt, so dürfen sie nicht von dem abhalten, wozu sie treiben müssen, damit der Beruf wohl ausgerichtet werden könne. Denn die Periergie kann wohl ohne Gebet bestehen und aus ihren reizvollen Abwechslungen leben, um schließlich in οὐδενεία zu enden, wie Aristoteles es nennt, aber die Arbeit für die Ewigkeit nimmermehr. Von Gott innerlich geschieden, ohne Verlangen nach und ohne Zugang zu ihm können wir nur ein Nichts ausgestalten (Joh. 15, 5): omnia fui et nihil sum. Darum soll das Fenster der Arbeitsstube, des Amtszimmers, des Herzens gegen Jerusalem gerichtet sein, hinüber über die Berge, von denen nicht Hilfe kommt, zu dem, der sie gemacht hat, um sie zu versenken (Matth. 17, 20), und wiederum sie gegründet hat, daß sie trösten sollen, wenn sie fallen, weil über alles beständig und für die Ewigkeit gegründet Scheinende seine Verheißungen währen und tragen. Das stetige Gebet geht von den bestimmten Gebetszeiten aus, um alle Stunden zu durchdringen und zu heiligen und erfüllt das ganze Leben mit dem Morgenglanz der Ewigkeit, wie er einst auf dem Antlitz des Stephanus ruhte. Wir kennen die Berichte des alten Veit Dietrich über den betenden Luther, wir leben und zehren noch von dieser Gebetskraft, die alle Sorgen auf Gott werfen konnte, der ihm in Christo ein gnädiger und durch ihn ein reicher Vater ward. – Am Gebet müssen wir das Beten lernen, sowie einer am A-B-C das Lesen. Wir zwingen uns zum Gebet, damit es uns zwinge, und lassen nicht von ihm, bis es uns segnet und der Erhörung gewiß