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Reimereien zu vertreiben und die Elogien zu verbannen, denn in diese Rubriken zerfallen unsere Grabesschriften. Was soll es heißen „alles war ein Traum“, „zur ewigen Ruhe“, „siehe da, die Stätte, wo sie viel hinlegten“? – Warum die Zitate aus „Miedings Tod“: „Fest steh’ dein Sarg in wohlgegönnter Ruh!“? Warum darf man lesen: „Wandrer, siehe hier zu lesen, was im Grab ein Vater spricht (!), Erdenglück und Ruhm verwesen (der Verlebte war Gastwirt gewesen), aber meine Liebe nicht. Grüß mein (folgt die Heimatsstadt) ... mir und sag auch der Gattin meinen Gruß. Aber meinen Kindern sage ferne von dem Reich der Plage leb ich fort, ihr guter Genius. Ich gedenke lange zu schlafen, denn die Qual meiner letzten Wochen war groß.“ Schiller, Matthisson und Eignes bilden vereint Widersinn und Widerchristliches. Die Elogien sind nicht zu zählen: man wundert sich billig über die Unsummen von Tüchtigkeit, die erst der Tod zum Vorschein bringen muß. Wenn man den Gerühmten nicht gekannt hat, so staunt man die Güte an, die in ihm gesammelt war, und wenn man ihn gekannt hat, staunt man meist noch mehr. Der Geistliche auf dem Dorf – und nicht nur dort – kann mit treuem Willen viel tun, er bringe in den Sitzungen seiner Kirchenvorstände derlei zur Sprache, halte, wie Löhe es gerne tat, geradezu eine Christenlehre oder Predigt über dieses Anliegen. Es wird nicht umsonst sein. Und der Platz um den Gottesacker, der Gräber in ihm sollen ehrlich und würdig gehalten werden. Der Liturg achtet auch auf solches, weil es heiliges Land ist, das ihm befohlen ward. Meist steht der Sinn für Genuß und Gutes bei den Lebenden