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und zerrissene und zerschlissene Gesang- und Gebetbücher ihr Stilleben führen. Und es ist unziemlich, wenn in der Sakristei Eier umherliegen, weil vielleicht vor der Predigt eines genossen wurde, wie es auch unstatthaft ist, in die Sakristei die Studierstube zu verlegen.

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 c) Es ist verwunderlich, daß oft die Sentimentalität mehr vermag als die Kirchenordnung und was als Gebot drückend empfunden wurde, durch jene als lieblich sich empfiehlt. Da wird der Tote im Sterbehause „ausgesegnet“, vielleicht vor der Überführung noch einmal „gesegnet“, um im Grabe wieder und erst recht „gesegnet“ zu werden. Da wird mit dem Toten fast Zwiegespräch gehalten, er angeredet und apostrophiert. Derartiges mag wiederum den Prunkrednern überlassen bleiben, der Diener des Wahrhaftigen soll es meiden, er soll den Leib des Christen mit Gebet und Bekenntnis des Lebenssiegs und der Lebenshoffnung der Erde übergeben und mit den Überlebenden und für sie um eine selige Nachfahrt beten, soll aber im übrigen nicht den Tod, der auch beim Christen nicht „ästhetisch“ ist, verschönern: das „Erde zur Erde, Asche zur Asche, Staub zum Staube“ ist und bleibt der furchtbare Ernst, den kein Segen wegnimmt, den selbst der Lebensfürst noch nicht weggenommen hat. Ist auch die Zersetzung eine gnädige, zeitliche Strafe, so ist sie doch Strafe und will als solche in Vorahnung zu ernster Demütigung empfunden werden. Noch ist der Tod der letzte Feind, der seiner Entmächtigung harrt, aber eben der Feind (I. Kor. 15, 26). – Dagegen wird es wohlgetan sein, mehr auf die Grabschriften zu achten und die geradeaus heidnischen fernzuhalten, die rührseligen