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aber in die Kirche gehört es nicht. Das Kämmerlein, die Studierstube mag und muß es pflegen. „Aus dem Buche bete ich, was ich soll, aus dem Herzen bete ich, was ich will,“ sagt Luther. – Hier kann man mit seinem Herrn ohne Zeugen reden, auch dann, wenn die Worte gebrechen und die richtigen sich nicht einstellen wollen, aber im Gotteshause will die Gemeinde im Gegebnen, im Geformten sich finden. Sache des Betenden wird es sein, das Geformte nicht zur Formel herabsinken zu lassen.

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 b) Besondere Beachtung verdient und erfordert die Feier des Herrenmahles. Wenn es möglich ist, gehe die Beichte nicht unmittelbar voraus, jedenfalls werde sie durch Gebet und Nachtmahlslied von der Abendmahlshandlung auch zeitlich geschieden. Es muß bei der Bescheidenheit des evangelischen Gottesdienstes dem Geistlichen ein Anliegen sein, nicht allein, daß seine Amtskleidung immer würdig und wohlanständig, sondern daß der Altar dem Dienste entsprechend geschmückt und geziert sei, daß künstliche Blumen ihm ferne bleiben, Stearinkerzen und Schwefelhölzer nicht herumliegen, sondern frische Blumen und schlichte weiße, unverzierte Kerzen ihn schmücken, daß die Gefäße von Zinn und falschem Silber verschwinden, daß die Abendmahlselemente dem alten Satze entsprechen: panis de tritico, vinum de vite. Die Prüfung hierüber soll er sich nicht erlassen. Die Einsetzungsworte sollen ihn und die feiernde Gemeinde daran gemahnen, von welchem Hintergrunde sich das Geheimnis der Liebe sich abhebt. „Unser Herr Jesus Christus in der Nacht, da er verraten ward.“ Wo die Sünde ist mächtig geworden, da ist die Gnade noch viel mächtiger