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und den Vollendeten, mit der Gemeinde viatorum et beatorum weiß. – Löhes Vorrede zu seiner Agende, deren Schätze noch nicht alle gehoben sind, gibt über den Gang des Gottesdienstes das Beste. – Die Lesung der Perikope, die wahrlich auch vorher gelesen sein will, geschehe mit dem Ernste, der dem Wort Gottes gebührt, ohne Geste, ohne Bewegung des Buchs und die Aufforderung zum Bekenntnis des Glaubens nicht mit Worten eigner Wahl, die der Gemeinde den Beweis der Aufrichtigkeit, aber zugleich der Ungeeignetheit des Dieners Christi geben. Denn nicht eine schola quaerentium umgibt den Altar, nicht eine Philosophenschule ist die Gemeinde, sondern die ecclesia possidentium, welche auf dem Grund der Apostel und Propheten sich erbaut.

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 In den kurzen Kollekten, die zusammenfassend und gedrängt darbieten und erbitten, was erbaut und fehlt, wie in den längeren Kirchengebeten herrscht die Wahrheit, auch in den gewaltigen und über Menschenmaß hinausreichenden Ausdrücken. Wenn dieser Wahrheit dienend, wie Zezschwitz in der Epiphanienparentation (6. Jan. 1872) von Löhe sagt, das „Gebet wie eine Flamme“ emporzieht, dann verzehrt es auch die Bedenken der Reflexion. Die freien Gebete auf der Kanzel wollen überlegt und geschrieben sein. Nicht jeder kann sie in würdiger Weise darbieten, weshalb Liederverse ausgesucht sein müssen, die solchem Zwecke dienen, besser ein gutes Darlehen aus dem Schatze der Kirche als dürftige Eigendarbietung! Das freie Gebet in seinen Ehren (wiederum wird Löhes bester Traktat vom Sabbath und Vorsabbath mit der Anleitung zum Herzensgebet zu nennen sein),