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es einen „göttlichen Lakonismus“) – „κύριε, ἔρχου. Ja komm Herr Jesu!“ – alles, was Himmel und Erde, Menschheit und Kirche verlangen dürfen und müssen, umschließt. Hier wird das Gebet zur erobernden Tat. „Gott wird das Seufzen der Seele ein Wort und dies Wort ein Gebet sein lassen“, und vor dieser Macht wird seine Allmacht sich beugen (Alex. Vinet). Alle Widersprüche, die das Leben beschweren, der „Werkeltag, der sonst den Sonntag verdrängt“, all die Widrigkeiten, die der Seele das königliche Gepräge abtun und die Freude am Unguten und Niedrigen einkehren lassen, die ganze Armseligkeit des Feindes, der Güter vortäuscht und Enttäuschung gewährt, der Menschen mordet, indem er sie verblendet, die Menge der ungelösten und nach Erlösung verlangenden und aussehenden Aufgaben, das verhaltene Heimweh, dem das Wort gilt „Sucht, was ihr sucht, aber nicht, wo ihr sucht“, der laut anschwellende Triumph des Anklägers, der die wenige Zeit (Offbg. 12, 12) zu reichstem Gewinn ausnützen will, – all diese furchtbaren Kontraste ringen nach Ausgleich, nach endlicher Offenbarung des Wahrheitssiegs, die in der Zukunft Jesu geschehen soll.

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 3. In den Gottesdienst der ersten Gemeinde zieht der Dank für die geschehene Erlösung, das Gebet um ihre Verwirklichung ein. Das Vaterunser ist nicht ständige Gebetsform, aber bleibende Gebetsnorm. Aus ihm erwachsen die großen Kirchengebete, aus seiner Doxologie (die doch um 150 entstandene, von Mich. Bryennios 1883 aufgefundene διδαχὴ hat sie bereits) erstehen die großen Lobpreisungen der alten Kirche, die hohen Hymnen,