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alle und alles (Röm. 8, 19, 21) den Tod erfahren ließ, die das Unmögliche zur Wirklichkeit erhob, daß die Lebensfülle der Lebensverneinung in jeglicher Form verfallen mußte, führt jetzt der Verklärte weiter, bis niemand mehr sein wird, den sein Gebet nicht erreichte und nichts, an dem es wirkungslos sich erweisen könnte. Wenn aber das letzte Gebet der Fürbitte ausgesprochen sein wird, dann wird der Priester zum Herold werden, der Gottes Sieg all der Welt bezeugt. So in sein Leben hineingenommen wie er in unser Leben hineingestellt, von ihm angezogen war, betet die Gemeinde im Namen Jesu, im Vollbesitze seiner Gnaden und Kräfte, seiner Gaben und Güter, betet sie aber auch in bleibendem Danke zu ihm als dem, der sie ganz versteht und erfaßt, erfahren und erlebt hat, daß er das Werk zum Siege führe, das er in ihr angefangen hat.

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 Von dem betenden Jesus haben die Jünger die Angst des Gebets gelernt und die Kraft des Gebets empfangen. „Siehe, er betet“ (Apg. 9, 11) bezeugt der Erhöhte dem Bekehrten. Was er vorhin Gebet geheißen hatte, war nicht aus den Tiefen der Freude, sondern aus dem Zwange des Gesetzes gegangen, war mehr Ahnung Gottes, als Wissen um ihn. Nun weiß der Freund was sein Herr will, während der Knecht es kommen ahnte, nun hebt die Mahnung an: προσεύχεσθε ἀδιαλείπτως (I. Thess. 5, 17), προσκαρτερεῖτε τῇ προσευχῇ (Röm. 12, 13). Die wenigen Gebete, welche das Neue Testament uns aufbewahrt hat, die Lobpreisungen der ihrer Vollendung entgegenharrenden Gemeinde in der Heimat münden in das gewaltigste Gebet aus, dessen Kürze (Luther nennt