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und Sinn des Ganzen treffenden Worte mit reichlicher Erklärung des Wissenswerten betrachtet werden und so das religiöse Wissen fördern soll. Ist es möglich, Fragen zu wecken und zu erlangen, und der Prediger wohl gerüstet, auf sie zu antworten oder an ihnen vorüberzugehen, wozu noch mehr Wissen gehört, so kann die Bibelstunde, deren Ende immer kurze Nutzanwendung sein soll, dienstbarer wirken als die Predigt. Gerade und vornehmlich hier kann das Sammelheft gute Dienste tun, aber auch die Gabe, die Fragen, ob Wißbegierde oder Neugierde sie stellen, zu unterscheiden. Die gang und gäben Bitten um „Aufschluß über die Sünde wider den Heiligen Geist, über die Bedeutung der apokalyptischen Zahl 666, über die Vorzeichen der Herrenzukunft und des Weltendes“ gehen weit ab von der Grundfrage: Was muß ich tun, daß ich selig werde? und verkennen die eigentliche Bedeutung der Heiligen Schrift, die zur Unterweisung und Bereicherung gesunden Wissens (διδασκαλία), zur inneren Prüfung des eignen Ich und seiner Umgebung (ἔλεγχος), zur Aufrichtung des Willens dem Ziele entgegen (ἐπανόρθωσις), endlich zur ernsten Übung in der Lebensgerechtigkeit nütze ist, Kenntnis und Erkenntnis, aber nicht den Vorwitz fördert.

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 Die Kasualrede. a) Allgemeines. Es wird gut sein, wenn der Anfänger bei Zeiten anläßlich der täglichen Schriftlesung, die der lutherischen Übersetzung kursorisch, den Grundsprachen in langsamem Zuge folgen soll – wer die Zeit nicht hat, muß sie sich nehmen und des Rates gedenken, den der alte Rektor von Schulpforta, Ilgen, seinen Schülern gab, wozu