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Gebrauch der Worte „schlimm, simpel, einfältig“ erinnert! Und wenn der fränkische Bauer im Blick auf die sechzig Jahre sagt: „Wenn man einen Schober (sechzig Garben) aufgeladen hat, denkt man ans Heimfahren,“ so liegt in dieser Plastik der Rede Kraft und Würde. „Ich bin in die Freie hinausgelaufen und habe zu unserem Herrgott geschrien,“ ist ein bedeutsamer Blick in die Religionspsychologie unsres Landvolks. Seine Anschauungen über Tod und Ewigkeit („es ist um jedes Beinlein schade, das fault,“ als höchstes Lob des Verstorbenen), daß wir Gott einen Tod schuldig seien, er uns eine fröhliche Urständ verleihen wolle, seine Versicherung: „ich sag’s und besteh’s“ und seine treffende Kritik über die Predigt, daß in der Kirche der Schwamm nicht wachse (wegen der Trockenheit des Predigers), daß aus „dem“ nichts herausgehe oder in ihm nichts drinnen sei, seine Anhänglichkeit an die altkirchlichen Perikopen (am Sonntag vom „Tröster“, am Sonntag vom „guten Hirten“, vom „großen Abendmahl“, von der Zerstörung Jerusalems), seine Bibelzitate verdienen alle Beachtung (Grünberg und Zahn haben die Bibel im Volksmunde uns nahe gebracht, Gebhard hat in seiner bäuerlichen Glaubens- und Sittenlehre viel Bemerkenswertes, wenn auch zu ausschließlich auf den thüringischen Bauern gesehen, uns geschenkt). Daß der Sprachschatz des Bürgertums noch manche Perle aufweist, letzte Reste einer kernigen und ehrenfesten Vergangenheit wird beachtlich sein. – Am wenigsten sollten Dichterzitate in das Sammelheft und auf die Kanzel kommen. Es berührt nur unangenehm, wenn „doch es ward mir zum Heil, es riß mich nach oben“